Rodena ePapers > bibel.rodena.de RODENA Special
bibel.rodena.de, biblia, βίβλος, Bibel GNU, Heilige Schrift
Bibel - biblia - bibel.rodena.de - Bibel GNU - Bibel online - βίβλος
     

Schnellzugriff auf die Bücher der Lutherbibel 1545: [AT] 1Chronik, 1Koenige, 1Mose, 1Samuel, 2Chronik, 2Koenige, 2Mose, 2Samuel, 3Mose, 4Mose, 5Mose, Amos, Daniel, Esra, Esther, Habakuk, Haggai, Hesekiel, Hiob, Hohelied Salomos, Hosea, Jeremia, Jesaja, Joel, Jona, Josua, Klagelieder, Maleachi, Micha, Nahum, Nehemia, Obadja, Prediger, Psalter, Richter, Ruth, Sacharja, Sprueche, Zephanja       [NT] 1Korinther, 1Petrus, 1Thessalonicher, 1Timotheus, 2Korinther, 2Petrus, 2Thessalonicher, 2Timotheus, Apostelgeschichte, Epheser, Galater, Hebraeer, Jakobus, Johannes, Johannesbriefe, Judas, Kolosser, Lukas, Markus, Matthaeus, Offenbarung, Philemon, Philipper, Roemer, Titus

   

 

 

ePaper

Startseite

 

Einheitsübersetzung (Katholisch)

Genesis/1. Mose
Exodus/2. Mose
Levitikus/3. Mose
Numeri/4. Mose
Deuteronomium/5. Mose
Josua
Richter
Rut
1. Samuel
2. Samuel
1. Könige
2. Könige
1. Chronik
2. Chronik
Esra
Nehemia
Ester
Ijob/Hiob
Psalter
Sprichwörter/Sprüche
Ecclesiastes
Hoheslied
Jesaja
Jeremia
Klagelieder
Ezechiel/Hesekiel
Daniel
Hosea
Joel
Amos
Obadja
Jona
Micha
Nahum
Habakuk
Zefanja
Haggai
Sacharja
Maleachi
Judit
Weisheit
Tobit/Tobias
Sirach
Baruch
1. Makkabäer
2. Makkabäer
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
Apostelgeschichte
Römer
1. Korinther
2. Korinther
Galater
Epheser
Philipper
Kolosser
1. Thessalonicher
2. Thessalonicher
1. Timotheus
2. Timotheus
Titus
Philemon
Hebräer
Jakobus
1. Petrus
2. Petrus
1. Johannes
2. Johannes
3. Johannes
Judas
Offenbarung

 

 

Luthers Bibel von 1545

 

Das Buch Hiob

Das 1. Kapitel

1. Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Derselbe war schlecht und recht, gottesfürchtig und meidete das Böse.

2. Und zeugete sieben Söhne und drei Töchter.

3. Und seines Viehes waren siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen und sehr viel Gesindes; und er war herrlicher denn alle, die gegen Morgen wohneten.

4. Und seine Söhne gingen hin und machten Wohlleben, ein jeglicher in seinem Hause auf seinen Tag; und sandten hin und luden ihre drei Schwestern, mit ihnen zu essen und zu trinken.

5. Und wenn ein Tag des Wohllebens um war, sandte Hiob hin und heiligte sie; und machte sich des Morgens frühe auf und opferte Brandopfer nach ihrer aller Zahl. Denn Hiob gedachte: Meine Söhne möchten gesündiget und Gott gesegnet haben in ihrem Herzen. Also tat Hiob alle Tage.

6. Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gott es kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan auch unter ihnen.

7. Der Herr aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe das Land umher durchzogen.

8. Der Herr sprach zu Satan: Hast du nicht achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse.

9. Satan antwortete dem Herrn und sprach: Meinest du, daß Hiob umsonst Gott fürchtet?

10. Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, rings umher verwahret. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Gut hat sich ausgebreitet im Lande.

11. Aber recke deine Hand aus und taste an alles, was er hat; was gilt's, er wird dich ins Angesicht segnen?

12. Der Herr sprach zu Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; ohne allein an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging Satan aus von dem Herrn.

13. Des Tages aber, da seine Söhne und Töchter aßen und tranken Wein in ihres Bruders Hause, des Erstgeborenen,

14. kam ein Bote zu Hiob und sprach: Die Rinder pflügeten, und die Eselinnen gingen neben ihnen an der Weide;

15. da fielen die aus Reicharabien herein und nahmen sie und schlugen die Knaben mit der Schärfe des Schwerts; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.

16. Da der noch redete, kam ein anderer und sprach: Das Feuer Gott es fiel vom Himmel und verbrannte Schafe und Knaben und verzehrete sie; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.

17. Da der noch redete, kam einer und sprach: Die Chaldäer machten drei Spitzen und überfielen die Kamele und nahmen sie und schlugen die Knaben mit der Schärfe des Schwerts; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.

18. Da der noch redete, kam einer und sprach: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken im Hause ihres Bruders, des Erstgebornen;

19. und siehe, da kam ein großer Wind von der Wüste her und stieß auf die vier Ecken des Hauses und warf's auf die Knaben, daß sie starben; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.

20. Da stund Hiob auf und zerriß sein Kleid und raufte sein Haupt; und fiel auf die Erde und betete an

21. und sprach: Ich bin nackend von meiner Mutter Leibe kommen, nackend werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt!

22. In diesem allem sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes wider Gott .

Das 2. Kapitel

1. Es begab sich aber des Tages, da die Kinder Gott es kamen und traten vor den Herrn, daß Satan auch unter ihnen kam und vor den Herrn trat.

2. Da sprach der Herr zu dem Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe das Land umher durchzogen.

3. Der Herr sprach zu dem Satan: Hast du nicht acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen im Lande nicht, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewegt, daß ich ihn ohne Ursache verderbet habe.

4. Satan antwortete dem Herrn und sprach: Haut für Haut; und alles, was ein Mann hat, läßt er für sein Leben.

5. Aber recke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an; was gilt's, er wird dich ins Angesicht segnen?

6. Der Herr sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand; doch schone seines Lebens!

7. Da fuhr der Satan aus vom Angesicht des Herrn und schlug Hiob mit bösen Schwären von der Fußsohle an bis auf seine Scheitel.

8. Und er nahm einen Scherben und schabte sich und saß in der Asche.

9. Und sein Weib sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Ja, segne Gott und stirb!

10. Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die närrischen Weiber reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? In diesem allem versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.

11. Da aber die drei Freunde Hiobs höreten all das Unglück, das über ihn kommen war, kamen sie, ein jeglicher aus seinem Ort: Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naema. Denn sie wurden eins, daß sie kämen, ihn zu klagen und zu trösten.

12. Und da sie ihre Augen aufhuben von ferne, kannten sie ihn nicht und huben auf ihre Stimme und weineten; und ein jeglicher zerriß sein Kleid und sprengeten Erde auf ihr Haupt gen Himmel.

13. Und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, daß der Schmerz sehr groß war.

Das 3. Kapitel

1. Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag.

2. Und Hiob sprach:

3. Der Tag müsse verloren sein, darinnen ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: Es ist ein Männlein empfangen.

4. Derselbe Tag müsse finster sein, und Gott von oben herab müsse nicht nach ihm fragen; kein Glanz müsse über ihn scheinen.

5. Finsternis und Dunkel müssen ihn überwältigen, und dicke Wolken müssen über ihm bleiben, und der Dampf am Tage mache ihn gräßlich.

6. Die Nacht müsse ein Dunkel einnehmen, und müsse sich nicht unter den Tagen des Jahres freuen, noch in die Zahl der Monden kommen.

7. Siehe, die Nacht müsse einsam sein und kein Jauchzen drinnen sein.

8. Es verfluchen sie die Verflucher des Tages, und die da bereit sind, zu erwecken den Leviathan.

9. Ihre Sterne müssen finster sein in ihrer Dämmerung; sie hoffe aufs Licht und komme nicht und müsse nicht sehen die Augenbrauen der Morgenröte,

10. daß sie nicht verschlossen hat die Tür meines Leibes und nicht verborgen das Unglück vor meinen Augen.

11. Warum bin ich nicht gestorben von Mutterleib an? Warum bin ich nicht umkommen, da ich aus dem Leibe kam?

12. Warum hat man mich auf den Schoß gesetzet? Warum bin ich mit Brüsten gesäuget?

13. So läge ich doch nun und wäre stille, schliefe und hätte Ruhe

14. mit den Königen und Ratsherren auf Erden, die das Wüste bauen;

15. oder mit den Fürsten, die Gold haben und ihre Häuser voll Silbers sind;

16. oder wie eine unzeitige Geburt verborgen und nichts wäre, wie die jungen Kinder, die das Licht nie gesehen haben.

17. Daselbst müssen doch aufhören die Gottlosen mit Toben; daselbst ruhen doch, die viel Mühe gehabt haben.

18. Da haben doch miteinander Frieden die Gefangenen und hören nicht die Stimme des Drängers.

19. Da sind beide klein und groß, Knecht und der von seinem Herrn frei gelassen ist.

20. Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen und das Leben den betrübten Herzen,

21. (die des Todes warten und kommt nicht, und grüben ihn wohl aus dem Verborgenen,

22. die sich fast freuen und sind fröhlich, daß sie das Grab bekommen,)

23. und dem Manne, des Weg verborgen ist, und Gott vor ihm denselben bedecket?

24. Denn wenn ich essen soll, muß ich seufzen, und mein Heulen fähret heraus wie Wasser.

25. Denn das ich gefürchtet habe, ist über mich kommen, und das ich sorgte, hat mich getroffen.

26. War ich nicht glückselig? War ich nicht fein stille? Hatte ich nicht gute Ruhe? Und kommt solche Unruhe!

Das 4. Kapitel

1. Da antwortete Eliphas von Theman und sprach:

2. Du hast's vielleicht nicht gerne, so man versucht, mit dir zu reden; aber wer kann sich's enthalten?

3. Siehe, du hast viele unterweiset und lasse Hände gestärkt;

4. deine Rede hat die Gefallenen aufgerichtet, und die bebenden Kniee hast du bekräftiget.

5. Nun es aber an dich kommt, wirst du weich; und nun es dich trifft, erschrickst du.

6. Ist das deine (Gott es-)Furcht, dein Trost, deine Hoffnung und deine Frömmigkeit?

7. Lieber, gedenke, wo ist ein Unschuldiger umkommen, oder wo sind die Gerechten je vertilget?

8. Wie ich wohl gesehen habe, die da Mühe pflügten und Unglück säeten und ernten sie auch ein,

9. daß sie durch den Odem Gott es sind umkommen und vom Geist seines Zorns vertilget.

10. Das Brüllen der Löwen und die Stimme der großen Löwen und die Zähne der jungen Löwen sind zerbrochen.

11. Der Löwe ist umkommen, daß er nicht mehr raubet, und die Jungen der Löwin sind zerstreuet.

12. Und zu mir ist kommen ein heimlich Wort, und mein Ohr hat ein Wörtlein aus demselben empfangen.

13. Da ich Gesichte betrachtete in der Nacht, wenn der Schlaf auf die Leute fällt,

14. da kam mich Furcht und Zittern an, und alle meine Gebeine erschraken.

15. Und da der Geist vor mir überging, stunden mir die Haare zu Berge an meinem Leibe.

16. Da stund ein Bild vor meinen Augen, und ich kannte seine Gestalt nicht; es war stille, und ich hörete eine Stimme:

17. Wie mag ein Mensch gerechter sein denn Gott , oder ein Mann reiner sein, denn der ihn gemacht hat?

18. Siehe, unter seinen Knechten ist keiner ohne Tadel, und in seinen Boten findet er Torheit.

19. Wie viel mehr, die in den leimenen Häusern wohnen und welche auf Erden gegründet sind, werden von den Würmern gefressen werden.

20. Es währet von Morgen bis an den Abend, so werden sie ausgehauen; und ehe sie es gewahr werden, sind sie gar dahin;

21. und ihre Übrigen vergehen und sterben auch unversehens.

Das 5. Kapitel

1. Nenne mir einen; was gilt's, ob du einen findest? Und siehe dich um irgend nach einem Heiligen.

2. Einen Tollen aber erwürget wohl der Zorn, und den Albernen tötet der Eifer.

3. Ich sah einen Tollen eingewurzelt, und ich fluchte plötzlich seinem Hause.

4. Seine Kinder werden ferne sein vom Heil und werden zerschlagen werden im Tor, da kein Erretter sein wird.

5. Seine Ernte wird essen der Hungrige, und die Gewappneten werden ihn holen, und sein Gut werden die Durstigen aussaufen.

6. Denn Mühe aus der Erde nicht gehet, und Unglück aus dem Acker nicht wächset,

7. sondern der Mensch wird zu Unglück geboren, wie die Vögel schweben, emporzufliegen.

8. Doch ich will jetzt von Gott reden und von ihm handeln,

9. der große Dinge tut, die nicht zu forschen sind, und Wunder, die nicht zu zählen sind;

10. der den Regen aufs Land gibt und lässet Wasser kommen auf die Straßen;

11. der die Niedrigen erhöhet und den Betrübten emporhilft.

12. Er macht zunichte die Anschläge der Listigen, daß es ihre Hand nicht ausführen kann.

13. Er fähet die Weisen in ihrer Listigkeit und stürzet der Verkehrten Rat,

14. daß sie des Tages in Finsternis laufen und tappen im Mittag wie in der Nacht;

15. und hilft dem Armen von dem Schwert und von ihrem Munde und von der Hand des Mächtigen;

16. und ist des Armen Hoffnung, daß die Bosheit wird ihren Mund müssen zuhalten.

17. Siehe, selig ist der Mensch, den Gott strafet; darum weigere dich der Züchtigung des Allmächtigen nicht!

18. Denn er verletzet und verbindet; er zerschmeißet, und seine Hand heilet.

19. Aus sechs Trübsalen wird er dich erretten, und in der siebenten wird dich kein Übel rühren.

20. In der Teurung wird er dich vom Tode erlösen und im Kriege von des Schwerts Hand.

21. Er wird dich verbergen vor der Geißel der Zunge, daß du dich nicht fürchtest vor dem Verderben, wenn es kommt.

22. Im Verderben und Hunger wirst du lachen und dich vor den wilden Tieren im Lande nicht fürchten,

23. sondern dein Bund wird sein mit den Steinen auf dem Felde, und die wilden Tiere auf dem Lande werden Frieden mit dir halten;

24. und wirst erfahren, daß deine Hütte Frieden hat; und wirst deine Behausung versorgen und nicht sündigen;

25. und wirst erfahren, daß deines Samens wird viel werden und deine Nachkommen wie das Gras auf Erden;

26. und wirst im Alter zu Grabe kommen, wie Garben eingeführet werden zu seiner Zeit.

27. Siehe, das haben wir erforschet, und ist also; dem gehorche und merke du dir's!

Das 6. Kapitel

1. Hiob antwortete und sprach:

2. Wenn man meinen Jammer wöge und mein Leiden zusammen in eine Waage legte,

3. so würde es schwerer sein denn Sand am Meer; darum ist's umsonst, was ich rede.

4. Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, derselben Grimm säuft aus meinen Geist, und die Schrecknisse Gott es sind auf mich gerichtet.

5. Das Wild schreiet nicht, wenn es Gras hat; der Ochse blöket nicht, wenn er sein Futter hat.

6. Kann man auch essen, das ungesalzen ist? Oder wer mag kosten das Weiße um den Dotter?

7. Was meiner Seele widerte anzurühren, das ist meine Speise vor Schmerzen.

8. O daß meine Bitte geschähe, und Gott gäbe mir, wes ich hoffe!

9. Daß Gott anfinge und zerschlüge mich und ließe seine Hand gehen und zerscheiterte mich!

10. So hätte ich noch Trost und wollte bitten in meiner Krankheit, daß er nur nicht schonete. Habe ich doch nicht verleugnet die Rede des Heiligen.

11. Was ist meine Kraft, daß ich möge beharren? und welch ist mein Ende, daß meine Seele geduldig sollte sein?

12. Ist doch meine Kraft nicht steinern, so ist mein Fleisch nicht ehern.

13. Habe ich doch nirgend keine Hilfe, und mein Vermögen ist weg.

14. Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten weigert, der verlässet des Allmächtigen Furcht.

15. Meine Brüder gehen verächtlich vor mir über, wie ein Bach, wie die Wasserströme vorüberfließen.

16. Doch, welche sich vor dem Reif scheuen, über die wird der Schnee fallen.

17. Zur Zeit, wenn sie die Hitze drücken wird, werden sie verschmachten, und wenn es heiß wird, werden sie vergehen von ihrer Stätte.

18. Ihr Weg gehet beiseit aus; sie treten auf das Ungebahnte und werden umkommen.

19. Sie sehen auf die Wege Themas; auf die Pfade Reicharabias warten sie.

20. Aber sie werden zuschanden werden, wenn's am sichersten ist, und sich schämen müssen, wenn sie dahin kommen.

21. Denn ihr seid nun zu mir kommen; und weil ihr Jammer sehet, fürchtet ihr euch.

22. Habe ich auch gesagt: Bringet her und von eurem Vermögen schenket mir

23. und errettet mich aus der Hand des Feindes und erlöset mich von der Hand der Tyrannen?

24. Lehret mich, ich will schweigen; und was ich nicht weiß, das unterweiset mich.

25. Warum tadelt ihr die rechte Rede? Wer ist unter euch, der sie strafen könnte?

26. Ihr erdenket Worte, daß ihr nur strafet, und daß ihr nur paustet Worte, die mich verzagt machen sollen.

27. Ihr fallet über einen armen Waisen und grabet eurem Nächsten Gruben.

28. Doch weil ihr habt angehoben, sehet auf mich, ob ich vor euch mit Lügen bestehen werde.

29. Antwortet, was recht ist; meine Antwort wird noch recht bleiben.

30. Was gilt's, ob meine Zunge unrecht habe und mein Mund Böses vorgebe?

Das 7. Kapitel

1. Muß nicht der Mensch immer im Streit sein auf Erden, und seine Tage sind wie eines Taglöhners?

2. Wie ein Knecht sich sehnet nach dem Schatten und ein Taglöhner, daß seine Arbeit aus sei,

3. also habe ich wohl ganze Monden vergeblich gearbeitet, und elende Nächte sind mir viel worden.

4. Wenn ich mich legte, sprach ich: Wann werde ich aufstehen? Und danach rechnete ich, wenn es Abend wollte werden; denn ich war ganz ein Scheusal jedermann, bis es finster ward.

5. Mein Fleisch ist um und um wurmig und kotig: meine Haut ist verschrumpft und zunichte worden.

6. Meine Tage sind leichter dahingeflogen denn eine Weberspule und sind vergangen, daß kein Aufhalten dagewesen ist.

7. Gedenke, daß mein Leben ein Wind ist, und meine Augen nicht wiederkommen, zu sehen das Gute.

8. Und kein lebendig Auge wird mich mehr sehen. Deine Augen sehen mich an; darüber vergehe ich.

9. Eine Wolke vergehet und fähret dahin; also, wer in die Hölle hinunterfährt, kommt nicht wieder herauf

10. und kommt nicht wieder in sein Haus, und sein Ort kennet ihn nicht mehr.

11. Darum will auch ich meinem Munde nicht wehren; ich will reden von der Angst meines Herzens und will heraussagen von der Betrübnis meiner Seele.

12. Bin ich denn ein Meer oder ein Walfisch, daß du mich so verwahrest?

13. Wenn ich gedachte, mein Bett soll mich trösten, mein Lager soll mir's leichtern;

14. wenn ich mit mir selbst rede, so erschreckst du mich mit Träumen und machst mir Grauen,

15. daß meine Seele wünschet erhangen zu sein, und meine Gebeine den Tod.

16. Ich begehre nicht mehr zu leben. Höre auf von mir, denn meine Tage sind vergeblich gewesen.

17. Was ist ein Mensch, daß du ihn groß achtest und bekümmerst dich mit ihm?

18. Du suchest ihn täglich heim und versuchest ihn alle Stunde.

19. Warum tust du dich nicht von mir und lässest nicht ab, bis ich meinen Speichel schlinge?

20. Habe ich gesündiget, was soll ich dir tun, o du Menschenhüter? Warum machst du mich, daß ich auf dich stoße und bin mir selbst eine Last?

21. Und warum vergibst du mir meine Missetat nicht und nimmst nicht weg meine Sünde? Denn nun werde ich mich in die Erde legen; und wenn man mich morgen suchet, werde ich nicht da sein.

Das 8. Kapitel

1. Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

2. Wie lange willst du solches reden und die Rede deines Mundes so einen stolzen Mut haben?

3. Meinest du, daß Gott unrecht richte, oder der Allmächtige das Recht verkehre?

4. Haben deine Söhne vor ihm gesündiget, so hat er sie verstoßen um ihrer Missetat willen.

5. So du aber dich beizeiten zu Gott tust und dem Allmächtigen flehest,

6. und du so rein und fromm bist, so wird er aufwachen zu dir und wird wieder aufrichten die Wohnung um deiner Gerechtigkeit willen;

7. und was du zuerst wenig gehabt hast, wird hernach fast zunehmen.

8. Denn frage die vorigen Geschlechter und nimm dir vor, zu forschen ihre Väter.

9. (Denn wir sind von gestern her und wissen nichts; unser Leben ist ein Schatten auf Erden.)

10. Sie werden dich's lehren und dir sagen und ihre Rede aus ihrem Herzen hervorbringen.

11. Kann auch das Schilf aufwachsen, wo es nicht feucht stehet, oder Gras wachsen ohne Wasser?

12. Sonst wenn's noch in der Blüte ist, ehe es abgehauen wird, verdorret es, ehe denn man Heu machet.

13. So geht es allen denen, die Gott es vergessen, und die Hoffnung der Heuchler wird verloren sein.

14. Denn seine Zuversicht vergehet, und seine Hoffnung ist eine Spinnwebe.

15. Er verlässet sich auf sein Haus und wird doch nicht bestehen; er wird sich dran halten, aber doch nicht stehen bleiben.

16. Es hat wohl Früchte, ehe denn die Sonne kommt; und Reiser wachsen hervor in seinem Garten.

17. Seine Saat stehet dicke bei den Quellen und sein Haus auf Steinen.

18. Wenn er ihn aber verschlinget von seinem Ort, wird er sich gegen ihn stellen, als kennete er ihn nicht.

19. Siehe, das ist die Freude seines Wesens; und werden andere aus dem Staube wachsen.

20. Darum siehe, daß Gott nicht verwirft die Frommen und erhält nicht die Hand der Boshaftigen,

21. bis daß dein Mund voll Lachens werde und deine Lippen voll Jauchzens.

22. Die dich aber hassen; werden zuschanden werden, und der Gottlosen Hütte wird nicht bestehen.

Das 9. Kapitel

1. Hiob antwortete und sprach:

2. Ja, ich weiß fast wohl, daß also ist, daß ein Mensch nicht rechtfertig bestehen mag gegen Gott .

3. Hat er Lust, mit ihm zu hadern, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten.

4. Er ist weise und mächtig wem ist's je gelungen, der sich wider ihn gelegt hat?

5. Er versetzt Berge, ehe sie es inne werden, die er in seinem Zorn umkehret.

6. Er weget ein Land aus seinem Ort, daß seine Pfeiler zittern.

7. Er spricht zur Sonne, so gehet sie nicht auf, und versiegelt die Sterne.

8. Er breitet den Himmel aus allein und gehet auf den Wogen des Meers.

9. Er machet den Wagen am Himmel und Orion und die Glucke und die Sterne gegen Mittag.

10. Er tut große Dinge, die nicht zu forschen sind, und Wunder, deren keine Zahl ist.

11. Siehe, er gehet vor mir über, ehe ich's gewahr werde, und verwandelt sich, ehe ich's merke.

12. Siehe, wenn er geschwind hinfähret, wer will ihn wiederholen? Wer will zu ihm sagen: Was machst du?

13. Er ist Gott , seinen Zorn kann niemand stillen; unter ihm müssen sich beugen die stolzen Herren.

14. Wie sollt ich denn ihm antworten und Worte finden gegen ihn?

15. Wenn ich auch gleich recht habe, kann ich ihm dennoch nicht antworten sondern ich müßte um mein Recht flehen.

16. Wenn ich ihn schon anrufe, und er mich erhöret, so glaube ich doch nicht, daß er meine Stimme höre.

17. Denn er fähret über mich mit Ungestüm und macht mir der Wunden viel ohne Ursache.

18. Er läßt meinen Geist sich nicht erquicken, sondern macht mich voll Betrübnis.

19. Will man Macht; so ist er zu mächtig; will man Recht, wer will mein Zeuge sein?

20. Sage ich, daß ich gerecht bin; so verdammet er mich doch; bin ich fromm, so macht er mich doch zu Unrecht.

21. Bin ich denn fromm, so darf sich's meine Seele nicht annehmen. Ich begehre keines Lebens mehr.

22. Das ist das Eine, das ich gesagt habe: Er bringet um beide den Frommen und Gottlosen.

23. Wenn er anhebt zu geißeln, so dringet er fort bald zum Tode und spottet der Anfechtung der Unschuldigen.

24. Das Land aber wird gegeben unter die Hand des Gottlosen, daß er ihre Richter unterdrücke. Ist's nicht also? Wie sollte es anders sein?

25. Meine Tage sind schneller gewesen denn ein Läufer; sie sind geflohen und haben nichts Gutes erlebt.

26. Sie sind vergangen wie die starken Schiffe, wie ein Adler fleugt zur Speise.

27. Wenn ich gedenke, ich will meiner Klage vergessen und meine Gebärde lassen fahren und mich erquicken,

28. so fürchte ich alle meine Schmerzen, weil ich weiß, daß du mich nicht unschuldig sein lässest.

29. Bin ich denn gottlos, warum leide ich denn solche vergebliche Plage?

30. Wenn ich mich gleich mit Schneewasser wünsche und reinigte meine Hände mit dem Brunnen,

31. so wirst du mich doch tunken in Kot, und werden mir meine Kleider scheußlich anstehen.

32. Denn er ist nicht meinesgleichen, dem ich antworten möchte, daß wir vor Gericht miteinander kämen.

33. Es ist unter uns kein Schiedsmann, noch der seine Hand zwischen uns beide lege.

34. Er nehme von mir seine Rute und lasse sein Schrecken von mir,

35. daß ich möge reden und mich nicht vor ihm fürchten dürfe; sonst kann ich nichts tun, das für mich sei.

Das 10. Kapitel

1. Meine Seele verdreußt mein Leben; ich will meine Klage bei mir gehen lassen und reden von Betrübnis meiner Seele

2. und zu Gott sagen: Verdamme mich nicht; laß mich wissen, warum du mit mir haderst!

3. Gefällt dir's, daß du Gewalt tust und mich verwirfst, den deine Hände gemacht haben, und machest der Gottlosen Vornehmen zu Ehren?

4. Hast du denn auch fleischliche Augen, oder siehest du, wie ein Mensch siehet?

5. Oder ist deine Zeit wie eines Menschen Zeit, oder deine Jahre wie eines Mannes Jahre,

6. daß du nach meiner Missetat fragest und suchest meine Sünde?

7. So du doch weißt, wie ich nicht gottlos sei; so doch niemand ist, der aus deiner Hand erretten möge.

8. Deine Hände haben mich gearbeitet und gemacht alles, was ich um und um bin; und versenkest mich sogar!

9. Gedenke doch, daß du mich aus Leimen gemacht hast, und wirst mich wieder zu Erden machen.

10. Hast du mich nicht wie Milch gemolken und wie Käse lassen gerinnen?

11. Du hast mir Haut und Fleisch angezogen, mit Beinen und Adern hast du mich zusammengefüget.

12. Leben und Wohltat hast du an mir getan, und dein Aufsehen bewahret meinen Odem.

13. Und wiewohl du solches in deinem Herzen verbirgest, so weiß ich doch, daß du des gedenkest.

14. Wenn ich sündige, so merkest du es bald und lässest meine Missetat nicht ungestraft.

15. Bin ich gottlos, so ist mir aber wehe; bin ich gerecht, so darf ich doch mein Haupt nicht aufheben, als der ich voll Schmach bin und sehe mein Elend.

16. Und wie ein aufgereckter Löwe jagest du mich und handelst wiederum greulich mit mir.

17. Du erneuest deine Zeugen wider mich und machst deines Zorns viel auf mich; es zerplagt mich eins über das andere mit Haufen.

18. Warum hast du mich aus Mutterleibe kommen lassen? Ach, daß ich wäre umkommen, und mich nie kein Auge gesehen hätte!

19. So wäre ich, als die nie gewesen sind, von Mutterleibe zum Grabe gebracht.

20. Will denn nicht ein Ende haben mein kurzes Leben, und von mir lassen, daß ich ein wenig erquickt würde,

21. ehe denn ich hingehe und komme nicht wieder, nämlich ins Land der Finsternis und des Dunkels,

22. ins Land, da es stockdick finster ist, und da keine Ordnung ist, da es scheinet wie das Dunkel?

Das 11. Kapitel

1. Da antwortete Zophar von Naema und sprach:

2. Wenn einer lange geredet, muß er nicht auch hören? Muß denn ein Wäscher immer recht haben?

3. Müssen die Leute deinem großen Schwätzen Schweigen, daß du spottest, und niemand dich beschäme?

4. Du sprichst: Meine Rede ist rein, und lauter bin ich vor deinen Augen.

5. Ach, daß Gott mit dir redete und täte seine Lippen auf

6. und zeigete die heimliche Weisheit! Denn er hätte wohl noch mehr an dir zu tun, auf daß du wissest, daß er deiner Sünden nicht aller gedenkt.

7. Meinest du, daß du so viel wissest, als Gott weiß, und wollest alles so vollkommen treffen als der Allmächtige?

8. Er ist höher denn der Himmel; was willst du tun? tiefer denn die Hölle; was kannst du wissen?

9. Länger denn die Erde und breiter denn das Meer.

10. So er sie umkehrete oder verbürge oder in einen Haufen würfe, wer will's ihm wehren?

11. Denn er kennet die losen Leute, er siehet die Untugend, und sollte es nicht merken?

12. Ein unnützer Mann blähet sich; und ein geborener Mensch will sein wie ein junges Wild.

13. Wenn du dein Herz hättest gerichtet und deine Hände zu ihm ausgebreitet;

14. wenn du die Untugend, die in deiner Hand ist, hättest ferne von dir getan, daß in deiner Hütte kein Unrecht bliebe,

15. so möchtest du dein Antlitz aufheben ohne Tadel und würdest fest sein und dich nicht fürchten.

16. Dann würdest du der Mühe vergessen und so wenig gedenken als des Wassers, das vorübergehet.

17. Und die Zeit deines Lebens würde aufgehen wie der Mittag, und das Finstere würde ein lichter Morgen werden.

18. Und dürftest dich des trösten, daß Hoffnung da sei; du würdest mit Ruhe ins Grab kommen.

19. Und würdest dich legen, und niemand würde dich aufschrecken; und viele würden vor dir flehen.

20. Aber die Augen der Gottlosen werden verschmachten, und werden nicht entrinnen mögen; denn ihre Hoffnung wird ihrer Seele fehlen.

Das 12. Kapitel

1. Da antwortete Hiob und sprach:

2. Ja, ihr seid die Leute; mit euch wird die Weisheit sterben!

3. Ich habe so wohl ein Herz als ihr und bin nicht geringer denn ihr; und wer ist, der solches nicht wisse?

4. Wer von seinem Nächsten verlachet wird, der wird Gott anrufen, der wird ihn erhören. Der Gerechte und Fromme muß verlachet sein

5. und ist ein verachtet Lichtlein vor den Gedanken der Stolzen, stehet aber, daß sie sich dran ärgern.

6. Der Verstörer Hütten haben die Fülle und toben wider Gott türstiglich, wiewohl es ihnen Gott in ihre Hände gegeben hat.

7. Frage doch das Vieh, das wird dich's lehren, und die Vögel unter dem Himmel, die werden dir's sagen.

8. Oder rede mit der Erde, die wird dich's lehren, und die Fische im Meer werden dir's erzählen.

9. Wer weiß solches alles nicht, daß des Herrn Hand das gemacht hat,

10. daß in seiner Hand ist die Seele alles des, das da lebet, und der Geist alles Fleisches eines jeglichen?

11. Prüfet nicht das Ohr die Rede; und der Mund schmecket die Speise?

12. Ja, bei den Großvätern ist die Weisheit und der Verstand bei den Alten.

13. Bei ihm ist Weisheit und Gewalt, Rat und Verstand.

14. Siehe, wenn er zerbricht, so hilft kein Bauen; wenn er jemand verschleußt, kann niemand aufmachen.

15. Siehe, wenn er das Wasser verschleußt, so wird's alles dürre; und wenn s ausläßt, so kehret es das Land um.

16. Er ist stark und führet es aus. Sein ist, der da irret, und der da verführet.

17. Er führet die Klugen wie einen Raub und machet die Richter toll.

18. Er löset auf der Könige Zwang und gürtet mit einem Gürtel ihre Lenden.

19. Er führet die Priester wie einen Raub und lässet es fehlen den Festen.

20. Er wendet weg die Lippen der Wahrhaftigen und nimmt weg die Sitten der Alten.

21. Er schüttet Verachtung auf die Fürsten und macht den Bund der Gewaltigen los.

22. Er öffnet die finstern Gründe und bringet heraus das Dunkel an das Licht.

23. Er macht etliche zum großen Volk und bringet sie wieder um. Er breitet ein Volk aus und treibet es wieder weg.

24. Er nimmt weg den Mut der Obersten des Volks im Lande und macht sie irre auf einem Umwege, da kein Weg ist,

25. daß sie in der Finsternis tappen ohne Licht; und macht sie irre wie die Trunkenen.

Das 13. Kapitel

1. Siehe, das hat alles mein Auge gesehen und mein Ohr gehöret, und habe es verstanden.

2. Was ihr wisset, das weiß ich auch, und bin nicht geringer denn ihr.

3. Doch wollte ich gerne wider den Allmächtigen reden und wollte gerne mit Gott rechten.

4. Denn ihr deutet es fälschlich und seid alle unnütze Ärzte.

5. Wollte Gott , ihr schwieget; so würdet ihr weise.

6. Höret doch meine Strafe und merket auf die Sache, davon ich rede.

7. Wollt ihr Gott verteidigen mit Unrecht und für ihn List brauchen?

8. Wollt ihr seine Person ansehen? Wollt ihr Gott vertreten?

9. Wird's euch auch wohlgehen, wenn er euch richten wird? Meinet ihr, daß ihr ihn täuschen werdet, wie man einen Menschen täuschet?

10. Er wird euch strafen, wo ihr Person ansehet heimlich.

11. Wird er euch nicht erschrecken, wenn er sich wird hervortun, und seine Furcht wird über euch fallen?

12. Euer Gedächtnis wird verglichen werden der Asche, und euer Rücken wird wie ein Leimenhaufe sein.

13. Schweiget mir, daß ich rede; es soll mir nichts fehlen.

14. Was soll ich mein Fleisch mit meinen Zähnen beißen und meine Seele in meine Hände legen?

15. Siehe, er wird mich doch erwürgen, und ich kann's nicht erwarten; doch will ich meine Wege vor ihm strafen.

16. Er wird ja mein Heil sein; denn es kommt kein Heuchler vor ihn.

17. Höret meine Rede und meine Auslegung vor euren Ohren!

18. Siehe, ich habe das Urteil schon gefället; ich weiß, daß ich werde gerecht sein.

19. Wer ist, der mit mir rechten will? Aber nun muß ich schweigen und verderben.

20. Zweierlei tu mir nur nicht, so will ich mich vor dir nicht verbergen:

21. Laß deine Hand ferne von mir sein, und dein Schrecken erschrecke mich nicht.

22. Rufe mir, ich will dir antworten; oder ich will reden, antworte du mir.

23. Wie viel ist meiner Missetat und Sünden? Laß mich wissen meine Übertretung und Sünde!

24. Warum verbirgest du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind?

25. Willst du wider ein fliegend Blatt so ernst sein und einen dürren Halm verfolgen?

26. Denn du schreibest mir an Betrübnis und willst mich umbringen um der Sünden willen meiner Jugend.

27. Du hast meinen Fuß in Stock gelegt und hast acht auf alle meine Pfade und siehest auf die Fußtapfen meiner Füße,

28. der ich doch wie ein faul Aas vergehe und wie ein Kleid, das die Motten fressen.

Das 14. Kapitel

1. Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe,

2. gehet auf wie eine Blume und fällt ab, fleucht wie ein Schatten und bleibet nicht.

3. Und du tust deine Augen über solchem auf, daß du mich vor dir in das Gericht ziehest.

4. Wer will einen Reinen finden bei denen, da keiner rein ist?

5. Er hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden stehet bei dir; du hast ein Ziel gesetzt, das wird er nicht übergehen.

6. Tue dich von ihm, daß er Ruhe habe, bis daß seine Zeit komme, deren er wie ein Taglöhner wartet.

7. Ein Baum hat Hoffnung, wenn er schon abgehauen ist, daß er sich wieder verändere, und seine Schößlinge hören nicht auf.

8. Ob seine Wurzel in der Erde veraltet und sein Stamm in dem Staube erstirbt,

9. grünet er doch wieder vom Geruch des Wassers und wächst daher, als wäre er gepflanzet.

10. Wo ist aber ein Mensch, wenn er tot und umkommen und dahin ist?

11. Wie ein Wasser ausläuft aus dem See und wie ein Strom versieget und vertrocknet,

12. so ist ein Mensch, wenn er sich legt, und wird nicht aufstehen und wird nicht aufwachen, solange der Himmel bleibt, noch von seinem Schlaf erweckt werden.

13. Ach, daß du mich in der Hölle verdecktest und verbärgest, bis dein Zorn sich lege, und setztest mir ein Ziel, daß du an mich denkest!

14. Meinest du, ein toter Mensch werde wieder leben? Ich harre täglich; dieweil ich streite, bis daß meine Veränderung komme,

15. daß du wollest mir rufen, und ich dir antworten, und wollest das Werk deiner Hände nicht ausschlagen.

16. Denn du hast schon meine Gänge gezählet; aber du wollest ja nicht achthaben auf meine Sünde.

17. Du hast meine Übertretung in einem Bündlein versiegelt und meine Missetat zusammengefasset.

18. Zerfällt doch ein Berg und vergehet, und ein Fels wird von seinem Ort versetzt.

19. Wasser wäschet Steine weg, und die Tropfen flößen die Erde weg; aber des Menschen Hoffnung ist verloren.

20. Denn du stößest ihn gar um, daß er dahinfähret, veränderst sein Wesen und lässest ihn fahren.

21. Sind seine Kinder in Ehren, das weiß er nicht; oder ob sie geringe sind, des wird er nicht gewahr.

22. Weil er das Fleisch an sich trägt, muß er Schmerzen haben, und weil seine Seele noch bei ihm ist, muß er Leid tragen.

Das 15. Kapitel

1. Da antwortete Eliphas von Theman und sprach:

2. Soll ein weiser Mann so aufgeblasene Worte reden und seinen Bauch so blähen mit losen Reden?

3. Du strafest mit Worten, die nicht taugen, und dein Reden ist kein nütze.

4. Du hast die Furcht fahren lassen und redest zu verächtlich vor Gott .

5. Denn deine Missetat lehret deinen Mund also, und hast erwählet eine schalkhafte Zunge.

6. Dein Mund wird dich verdammen, und nicht ich; deine Lippen sollen dir antworten.

7. Bist du der erste Mensch geboren? Bist du vor allen Hügeln empfangen?

8. Hast du Gott es heimlichen Rat gehöret? und ist die Weisheit selbst geringer denn du?

9. Was weißt du, das wir nicht wissen? Was verstehest du, das nicht bei uns sei?

10. Es sind Graue und Alte unter uns, die länger gelebt haben denn deine Väter.

11. Sollten Gott es Tröstungen so geringe vor dir gelten? Aber du hast irgend noch ein heimlich Stück bei dir.

12. Was nimmt dein Herz vor? Was siehest du so stolz?

13. Was setzt sich dein Mut wider Gott , daß du solche Rede aus deinem Munde lässest?

14. Was ist ein Mensch, daß er sollte rein sein, und daß der sollte gerecht sein, der vom Weibe geboren ist?

15. Siehe, unter seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel, und die Himmel sind nicht rein vor ihm.

16. Wie viel mehr ein Mensch, der ein Greuel und schnöde ist, der Unrecht säuft wie Wasser.

17. Ich will dir's zeigen, höre mir zu; und will dir erzählen was ich gesehen habe,

18. was die Weisen gesagt haben, und ihren Vätern nicht verhohlen gewesen ist,

19. welchen allein das Land gegeben ist, daß kein Fremder durch sie gehen muß.

20. Der Gottlose bebet sein Leben lang; und dem Tyrannen ist die Zahl seiner Jahre verborgen.

21. Was er höret, das schrecket ihn; und wenn's gleich Friede ist, fürchtet er sich, der Verderber komme;

22. glaubt nicht, daß er möge dem Unglück entrinnen, und versiehet sich immer des Schwerts.

23. Er zeucht hin und hernach Brot und dünket ihn immer, die Zeit seines Unglücks sei vorhanden.

24. Angst und Not schrecken ihn und schlagen ihn nieder als ein König mit einem Heer.

25. Denn er hat seine Hand wider Gott gestrecket und wider den Allmächtigen sich gesträubet.

26. Er läuft mit dem Kopf an ihn und ficht halsstarriglich wider ihn.

27. Er brüstet sich wie ein fetter Wanst und macht sich fett und dick.

28. Er wird aber wohnen in verstörten Städten, da keine Häupter sind, sondern auf einem Haufen liegen.

29. Er wird nicht reich bleiben, und sein Gut wird nicht bestehen, und sein Glück wird sich nicht ausbreiten im Lande.

30. Unfall wird nicht von ihm lassen. Die Flamme wird seine Zweige verdorren und durch den Odem ihres Mundes ihn wegfressen.

31. Er wird nicht bestehen, denn er ist in seinem eiteln Dünkel betrogen, und eitel wird sein Lohn werden.

32. Er wird ein Ende nehmen, wenn's ihm uneben ist, und sein Zweig wird nicht grünen.

33. Er wird abgerissen werden wie eine unzeitige Traube vom Weinstock, und wie ein Ölbaum seine Blüte abwirft.

34. Denn der Heuchler Versammlung wird einsam bleiben, und das Feuer wird die Hütten fressen, die Geschenke nehmen.

35. Er gehet schwanger mit Unglück und gebiert Mühe, und ihr Bauch bringet Fehl.

Das 16. Kapitel

1. Hiob antwortete und sprach:

2. Ich habe solches oft gehöret. Ihr seid allzumal leidige Tröster.

3. Wollen die losen Worte kein Ende haben? Oder was macht dich so frech, also zu reden?

4. Ich könnte auch wohl reden wie ihr. Wollte Gott , eure Seele wäre an meiner Seele Statt! Ich wollte auch mit Worten an euch setzen und mein Haupt also über euch schütteln.

5. Ich wollte euch stärken mit dem Munde und mit meinen Lippen trösten.

6. Aber wenn ich schon rede, so schonet mein der Schmerz nicht; lasse ich's anstehen, so gehet er nicht von mir.

7. Nun aber macht er mich müde und verstöret alles, was ich bin.

8. Er hat mich runzlicht gemacht und zeuget wider mich; und mein Widersprecher lehnet sich wider mich auf und antwortet wider mich.

9. Sein Grimm reißet, und der mir gram ist, beißet die Zähne über mich zusammen; mein Widersacher funkelt mit seinen Augen auf mich.

10. Sie haben ihren Mund aufgesperret wider mich und haben mich schmählich auf meine Backen geschlagen; sie haben ihren Mut miteinander an mir gekühlet.

11. Gott hat mich übergeben dem Ungerechten und hat mich in der Gottlosen Hände lassen kommen.

12. Ich war reich, aber er hat mich zunichte gemacht; er hat mich beim Hals genommen und zerstoßen und hat mich ihm zum Ziel aufgerichtet.

13. Er hat mich umgeben mit seinen Schützen; er hat meine Nieren gespalten und nicht verschonet; er hat meine Galle auf die Erde geschüttet;

14. er hat mir eine Wunde über die andere gemacht; er ist an mich gelaufen wie ein Gewaltiger.

15. Ich habe einen Sack um meine Haut genähet und habe mein Horn in den Staub gelegt.

16. Mein Antlitz ist geschwollen von Weinen, und meine Augenlider sind verdunkelt,

17. wiewohl kein Frevel in meiner Hand ist, und mein Gebet ist rein.

18. Ach, Erde, verdecke mein Blut nicht! und mein Geschrei müsse nicht Raum finden!

19. Auch siehe da, mein Zeuge ist im Himmel; und der mich kennet, ist in der Höhe.

20. Meine Freunde sind meine Spötter; aber mein Auge tränet zu Gott .

21. Wenn ein Mann könnte mit Gott rechten wie ein Menschenkind mit seinem Freunde!

22. Aber die bestimmten Jahre sind kommen, und ich gehe hin des Weges, den ich nicht wiederkommen werde.

Das 17. Kapitel

1. Mein Odem ist schwach, und meine Tage sind abgekürzt, das Grab ist da.

2. Niemand ist von mir getäuschet, noch muß mein Auge darum bleiben in Betrübnis.

3. Ob du gleich einen Bürgen für mich wolltest, wer will für mich geloben?

4. Du hast ihrem Herzen den Verstand verborgen, darum wirst du sie nicht erhöhen.

5. Er rühmet wohl seinen Freunden die Ausbeute; aber seiner Kinder Augen werden verschmachten.

6. Er hat mich zum Sprichwort unter den Leuten gesetzt, und muß ein Wunder unter ihnen sein.

7. Meine Gestalt ist dunkel worden vor Trauern, und alle meine Glieder sind wie ein Schatten.

8. Darüber werden die Gerechten übel sehen, und die Unschuldigen werden sich setzen wider die Heuchler.

9. Der Gerechte wird seinen Weg behalten, und der von reinen Händen wird stark bleiben.

10. Wohlan, so kehret euch alle her und kommt; ich werde doch keinen Weisen unter euch finden.

11. Meine Tage sind vergangen, meine Anschläge sind zertrennet, die mein Herz besessen haben,

12. und haben aus der Nacht Tag gemacht und aus dem Tage Nacht.

13. Wenn ich gleich lange harre, so ist doch die Hölle mein Haus, und in Finsternis ist mein Bett gemacht.

14. Die Verwesung heiße ich meinen Vater und die Würmer meine Mutter und meine Schwester.

15. Was soll ich harren? und wer achtet mein Hoffen?

16. Hinunter in die Hölle wird es fahren und wird mit mir im Staube liegen.

Das 18. Kapitel

1. Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

2. Wann wollt ihr der Rede ein Ende machen? Merket doch, danach wollen wir reden.

3. Warum werden wir geachtet wie Vieh und sind so unrein vor euren Augen?

4. Willst du vor Bosheit bersten? Meinest du, daß um deinetwillen die Erde verlassen werde, und der Fels von seinem Ort versetzt werde?

5. Auch wird das Licht der Gottlosen verlöschen, und der Funke seines Feuers wird nicht leuchten.

6. Das Licht wird finster werden in seiner Hütte und seine Leuchte über ihm verlöschen.

7. Die Zugänge seiner Habe werden schmal werden, und sein Anschlag wird ihn fällen.

8. Denn er ist mit seinen Füßen in Strick gebracht und wandelt im Netze.

9. Der Strick wird seine Fersen halten, und die Türstigen werden ihn erhaschen.

10. Sein Strick ist gelegt in die Erde und seine Falle auf seinen Gang.

11. Um und um wird ihn schrecken plötzliche Furcht, daß er nicht weiß, wo er hinaus soll.

12. Hunger wird seine Habe sein, und Unglück wird ihm bereitet sein und anhangen.

13. Die Stärke seiner Haut wird verzehret werden, und seine Stärke wird verzehren der Fürst des Todes.

14. Seine Hoffnung wird aus seiner Hütte gerottet werden, und sie werden ihn treiben zum Könige des Schreckens.

15. In seiner Hütte wird nichts bleiben; über seine Hütte wird Schwefel gestreuet werden.

16. Von unten werden verdorren seine Wurzeln und von oben abgeschnitten seine Ernte.

17. Sein Gedächtnis wird vergehen im Lande, und wird keinen Namen haben auf der Gasse.

18. Er wird vom Licht in die Finsternis vertrieben werden und vom Erdboden verstoßen werden.

19. Er wird keine Kinder haben und keine Neffen unter seinem Volk; es wird ihm keiner überbleiben in seinen Gütern.

20. Die nach ihm kommen, werden sich über seinen Tag entsetzen; und die vor ihm sind, wird eine Furcht ankommen.

21. Das ist die Wohnung des Ungerechten, und dies ist die Stätte des, der Gott nicht achtet.

Das 19. Kapitel

1. Hiob antwortete und sprach:

2. Was plaget ihr doch meine Seele und peiniget mich mit Worten?

3. Ihr habt mich nun zehnmal gehöhnet und schämet euch nicht, daß ihr mich also umtreibet.

4. Irre ich, so irre ich mir.

5. Aber ihr erhebet euch wahrlich wider mich und scheltet mich zu meiner Schmach.

6. Merket doch einst, daß mir Gott unrecht tut und hat mich mit seinem Jagestrick umgeben.

7. Siehe, ob ich schon schreie über Frevel, so werde ich doch nicht erhöret; ich rufe, und ist kein Recht da.

8. Er hat meinen Weg verzäunet, daß ich nicht kann hinübergehen, und hat Finsternis auf meinen Steig gestellet.

9. Er hat meine Ehre mir ausgezogen und die Krone von meinem Haupt genommen.

10. Er hat mich zerbrochen um und um und läßt mich gehen, und hat ausgerissen meine Hoffnung wie einen Baum.

11. Sein Zorn ist über mich ergrimmet, und er achtet mich für seinen Feind.

12. Seine Kriegsleute sind miteinander kommen und haben ihren Weg über mich gepflastert und haben sich um meine Hütte her gelagert.

13. Er hat meine Brüder ferne von mir getan, und meine Verwandten sind mir fremd worden.

14. Meine Nächsten haben sich entzogen, und meine Freunde haben mein vergessen.

15. Meine Hausgenossen und meine Mägde achten mich für fremd, ich bin unbekannt worden vor ihren Augen.

16. Ich rief meinem Knecht, und er antwortete mir nicht; ich mußte ihm flehen mit eigenem Munde.

17. Mein Weib stellet sich fremd, wenn ich ihr rufe; ich muß flehen den Kindern meines Leibes.

18. Auch die jungen Kinder geben nichts auf mich; wenn ich mich wider sie setze, so geben sie mir böse Worte.

19. Alle meine Getreuen haben Greuel an mir; und die ich liebhatte, haben sich wider mich gekehret.

20. Mein Gebein hanget an meiner Haut und Fleisch, und kann meine Zähne mit der Haut nicht bedecken.

21. Erbarmet euch mein, erbarmet euch mein, ihr, meine Freunde; denn die Hand Gott es hat mich gerühret.

22. Warum verfolget ihr mich gleich so wohl als Gott und könnet meines Fleisches nicht satt werden?

23. Ach, daß meine Reden geschrieben würden! Ach, daß sie in ein Buch gestellet würden,

24. mit einem eisernen Griffel auf Blei und zu ewigem Gedächtnis in einen Fels gehauen würden!

25. Aber ich weiß, daß mein Erlöser lebet; und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken;

26. und werde danach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen.

27. Denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen, und kein Fremder. Meine Nieren sind verzehret in meinem Schoß.

28. Denn ihr sprechet: Wie wollen wir ihn verfolgen und eine Sache zu ihm finden?

29. Fürchtet euch vor dem Schwert; denn das Schwert ist der Zorn über die Missetat, auf daß ihr wisset, daß ein Gericht sei.

Das 20. Kapitel

1. Da antwortete Zophar von Naema und sprach:

2. Darauf muß ich antworten und kann nicht harren.

3. Und will gerne hören, wer mir das soll strafen und tadeln; denn der Geist meines Verstandes soll für mich antworten.

4. Weißt du nicht, daß es allezeit so gegangen ist, seit daß Menschen auf Erden gewesen sind;

5. daß der Ruhm der Gottlosen stehet nicht lange, und die Freude des Heuchlers währet einen Augenblick?

6. Wenn gleich seine Höhe in den Himmel reichet und sein Haupt an die Wolken rühret,

7. so wird er doch zuletzt umkommen wie ein Kot, daß die, vor denen er ist angesehen, werden sagen: Wo ist er?

8. Wie ein Traum vergehet, so wird er auch nicht funden werden, und wie ein Gesicht in der Nacht verschwindet.

9. Welch Auge ihn gesehen hat, wird ihn nicht mehr sehen, und seine Stätte wird ihn nicht mehr schauen.

10. Seine Kinder werden betteln gehen, und seine Hand wird ihm Mühe zu Lohn geben.

11. Seine Beine werden seine heimliche Sünde wohl bezahlen und werden sich mit ihm in die Erde legen.

12. Wenn ihm die Bosheit gleich in seinem Munde wohl schmeckt, wird sie doch ihm in seiner Zunge fehlen.

13. Sie wird aufgehalten und ihm nicht gestattet, und wird ihm gewehret werden in seinem Halse.

14. Seine Speise inwendig im Leibe wird sich verwandeln in Otterngalle.

15. Die Güter, die er verschlungen hat, muß er wieder ausspeien; und Gott wird sie aus seinem Bauch stoßen.

16. Er wird der Ottern Galle saugen, und die Zunge der Schlange wird ihn töten.

17. Er wird nicht sehen die Ströme noch die Wasserbäche, die mit Honig und Butter fließen.

18. Er wird arbeiten und des nicht genießen; und seine Güter werden andern, daß er deren nicht froh wird.

19. Denn er hat unterdrückt und verlassen den Armen; er hat Häuser zu sich gerissen, die er nicht erbauet hat.

20. Denn sein Wanst konnte nicht voll werden, und wird durch sein köstlich Gut nicht entrinnen.

21. Es wird seiner Speise nicht überbleiben; darum wird sein gut Leben keinen Bestand haben.

22. Wenn er gleich die Fülle und genug hat, wird ihm doch angst werden; allerhand Mühe wird über ihn kommen.

23. Es wird ihm der Wanst einmal voll werden, und er wird den Grimm seines Zornes über ihn senden; er wird über ihn regnen lassen seinen Streit.

24. Er wird fliehen vor dem eisernen Harnisch, und der eherne Bogen wird ihn verjagen.

25. Ein bloß Schwert wird durch ihn ausgehen, und des Schwerts Blitz, der ihm bitter sein wird, wird mit Schrecken über ihn fahren.

26. Es ist keine Finsternis da, die ihn verdecken möchte. Es wird ihn ein Feuer verzehren, das nicht aufgeblasen ist; und wer übrig ist in seiner Hütte, dem wird's übel gehen.

27. Der Himmel wird seine Missetat eröffnen, und die Erde wird sich wider ihn setzen.

28. Das Getreide in seinem Hause wird weggeführet werden, zerstreuet am Tage seines Zorns.

29. Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe seiner Rede bei Gott .

Das 21. Kapitel

1. Hiob antwortete und sprach:

2. Höret doch zu meiner Rede und lasset euch raten!

3. Vertraget mich, daß ich auch rede, und spottet danach mein.

4. Handele ich denn mit einem Menschen, daß mein Mut hierin nicht sollte unwillig sein?

5. Kehret euch her zu mir; ihr werdet sauer sehen und die Hand aufs Maul legen müssen.

6. Wenn ich daran gedenke, so erschrecke ich, und Zittern kommt mein Fleisch an.

7. Warum leben denn die Gottlosen, werden alt und nehmen zu mit Gütern?

8. Ihr Same ist sicher um sie her, und ihre Nachkömmlinge sind bei ihnen.

9. Ihr Haus hat Frieden vor der Furcht, und Gott es Rute ist nicht über ihnen.

10. Seine Ochsen lässet man zu, und mißrät ihm nicht; seine Kuh kalbet und ist nicht unfruchtbar.

11. Ihre jungen Kinder gehen aus wie eine Herde, und ihre Kinder lecken.

12. Sie jauchzen mit Pauken und Harfen und sind fröhlich mit Pfeifen.

13. Sie werden alt bei guten Tagen und erschrecken kaum einen Augenblick vor der Hölle,

14. die doch sagen zu Gott : Hebe dich von uns, wir wollen von deinen Wegen nicht wissen.

15. Wer ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten, oder was sind wir gebessert, so wir ihn anrufen?

16. Aber siehe, ihr Gut stehet nicht in ihren Händen; darum soll der Gottlosen Sinn ferne von mir sein.

17. Wie wird die Leuchte der Gottlosen verlöschen und ihr Unglück über sie kommen! Er wird Herzeleid austeilen in seinem Zorn.

18. Sie werden sein wie Stoppeln vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturmwind wegführet.

19. Gott behält desselben Unglück auf seine Kinder. Wenn er's ihm vergelten wird, so wird man's inne werden.

20. Seine Augen werden sein Verderben sehen, und vom Grimm des Allmächtigen wird er trinken.

21. Denn wer wird Gefallen haben an seinem Hause nach ihm? Und die Zahl seiner Monden wird kaum halb bleiben.

22. Wer will Gott lehren, der auch die Hohen richtet?

23. Dieser stirbt frisch und gesund in allem Reichtum und voller Genüge;

24. sein Melkfaß ist voll Milch, und seine Gebeine werden gemästet mit Mark;

25. jener aber stirbt mit betrübter Seele und hat nie mit Freuden gegessen;

26. und liegen gleich miteinander in der Erde, und Würmer decken sie zu.

27. Siehe, ich kenne eure Gedanken wohl und euer frevel Vornehmen wider mich.

28. Denn ihr sprechet: Wo ist das Haus des Fürsten, und wo ist die Hütte, da die Gottlosen wohneten?

29. Redet ihr doch davon wie der gemeine Pöbel und merket nicht, was jener Wesen bedeutet.

30. Denn der Böse wird behalten auf den Tag des Verderbens, und auf den Tag des Grimms bleibet er.

31. Wer will sagen, was er verdienet, wenn man's äußerlich ansiehet? Wer will ihm vergelten, was er tut?

32. Aber er wird zum Grabe gerissen und muß bleiben bei dem Haufen.

33. Es gefiel ihm wohl der Schlamm des Bachs, und alle Menschen werden ihm nachgezogen; und derer, die vor ihm gewesen sind, ist keine Zahl.

34. Wie tröstet ihr mich so vergeblich, und eure Antwort findet sich unrecht.

Das 22. Kapitel

1. Da antwortete Eliphas von Theman und sprach:

2. Was darf Gott eines Starken, und was nützt ihm ein Kluger?

3. Meinest du, daß dem Allmächtigen gefalle, daß du dich so fromm machest? Oder was hilft's ihm, ob du deine Wege gleich ohne Wandel achtest?

4. Meinest du, er wird sich vor dir fürchten, dich zu strafen, und mit dir vor Gericht treten?

5. Ja, deine Bosheit ist zu groß, und deiner Missetat ist kein Ende.

6. Du hast etwa deinem Bruder ein Pfand genommen ohne Ursache, du hast den Nackenden die Kleider ausgezogen;

7. du hast die Müden nicht getränket mit Wasser und hast dem Hungrigen dein Brot versagt;

8. du hast Gewalt im Lande geübet und prächtig drinnen gesessen;

9. die Witwen hast du leer lassen gehen und die Arme der Waisen zerbrochen.

10. Darum bist du mit Stricken umgeben, und Furcht hat dich plötzlich erschrecket.

11. Solltest du denn nicht die Finsternis sehen, und die Wasserflut dich nicht bedecken?

12. Siehe, Gott ist hoch droben im Himmel und siehet die Sterne droben in der Höhe.

13. Und du sprichst: Was weiß Gott ? Sollt er, das im Dunkeln ist, richten können?

14. Die Wolken sind seine Vordecke, und siehet nicht, und wandelt im Umgang des Himmels.

15. Willst du der Welt Lauf achten, darinnen die Ungerechten gegangen sind,

16. die vergangen sind, ehe denn es Zeit war, und das Wasser hat ihren Grund weggewaschen,

17. die zu Gott sprachen: Heb dich von uns, was sollte der Allmächtige ihnen tun können,

18. so er doch ihr Haus mit Gütern füllete? Aber der Gottlosen Rat sei ferne von mir!

19. Die Gerechten werden sehen und sich freuen, und der Unschuldige wird ihrer spotten.

20. Was gilt's, ihr Wesen wird verschwinden und ihr Übriges das Feuer verzehren!

21. So vertrage dich nun mit ihm und habe Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen.

22. Höre das Gesetz von seinem Munde und fasse seine Rede in dein Herz.

23. Wirst du dich bekehren zu dem Allmächtigen, so wirst du gebauet werden und Unrecht ferne von deiner Hütte tun,

24. so wirst du für Erde Gold geben und für die Felsen güldene Bäche;

25. und der Allmächtige wird dein Gold sein, und Silber wird dir zugehäuft werden.

26. Dann wirst du deine Lust haben an dem Allmächtigen und dein Antlitz zu Gott aufheben.

27. So wirst du ihn bitten, und er wird dich hören; und wirst deine Gelübde bezahlen.

28. Was du wirst vornehmen, wird er dir lassen gelingen; und das Licht wird auf deinem Wege scheinen.

29. Denn die sich demütigen, die erhöhet er; und wer seine Augen niederschlägt, der wird genesen.

30. Und der Unschuldige wird errettet werden; er wird aber errettet um seiner Hände Reinigkeit willen.

Das 23. Kapitel

1. Hiob antwortete und sprach:

2. Meine Rede bleibet noch betrübt; meine Macht ist schwach über meinem Seufzen.

3. Ach, daß ich wüßte, wie ich ihn finden und zu seinem Stuhl kommen möchte

4. und das Recht vor ihm sollte vorlegen und den Mund voll Strafe fassen

5. und erfahren die Rede, die er mir antworten, und vernehmen, was er mir sagen würde!

6. Will er mit großer Macht mit mir rechten? Er stelle sich nicht so gegen mich,

7. sondern lege mir's gleich vor, so will ich mein Recht wohl gewinnen.

8. Aber gehe ich nun stracks vor mich, so ist er nicht da; gehe ich zurück, so spüre ich ihn nicht.

9. Ist er zur Linken, so ergreife ich ihn nicht; verbirget er sich zur Rechten, so sehe ich ihn nicht.

10. Er aber kennet meinen Weg wohl. Er versuche mich, so will ich erfunden werden wie das Gold.

11. Denn ich setze meinen Fuß auf seine Bahn und halte seinen Weg und weiche nicht ab

12. und trete nicht von dem Gebot seiner Lippen; und bewahre die Rede seines Mundes mehr, denn ich schuldig bin.

13. Er ist einig, wer will ihm antworten? Und er macht es, wie er will.

14. Und wenn er mir gleich vergilt, was ich verdienet habe, so ist sein noch mehr dahinten.

15. Darum erschrecke ich vor ihm; und wenn ich's merke, so fürchte ich mich vor ihm.

16. Gott hat mein Herz blöde gemacht, und der Allmächtige hat mich erschrecket.

17. Denn die Finsternis macht kein Ende mit mir, und das Dunkel will vor mir nicht verdeckt werden.

Das 24. Kapitel

1. Warum sollten die Zeiten dem Allmächtigen nicht verborgen sein? Und die ihn kennen, sehen seine Tage nicht.

2. Sie treiben die Grenzen zurück; sie rauben die Herden und weiden sie.

3. Sie treiben der Waisen Esel weg und nehmen der Witwen Ochsen zu Pfande.

4. Die Armen müssen ihnen weichen, und die Dürftigen im Lande müssen sich verkriechen.

5. Siehe, das Wild in der Wüste gehet heraus, wie sie pflegen, frühe zum Raub, daß sie Speise bereiten für die Jungen.

6. Sie ernten auf dem Acker alles, was er trägt, und lesen den Weinberg, den sie mit Unrecht haben.

7. Die Nackenden lassen sie liegen und lassen ihnen keine Decke im Frost, denen sie die Kleider genommen haben,

8. daß sie sich müssen zu den Felsen halten, wenn ein Platzregen von den Bergen auf sie gießt, weil sie sonst keinen Trost haben.

9. Sie reißen das Kind von den Brüsten und machen's zum Waisen und machen die Leute arm mit Pfänden.

10. Den Nackenden lassen sie ohne Kleider gehen und den Hungrigen nehmen sie die Garben.

11. Sie zwingen sie, Öl zu machen auf ihrer eigenen Mühle und ihre eigene Kelter zu treten, und lassen sie doch Durst leiden.

12. Sie machen die Leute in der Stadt seufzend und die Seelen der Erschlagenen schreiend; und Gott stürzet sie nicht.

13. Darum sind sie abtrünnig worden vom Licht und kennen seinen Weg nicht und kehren nicht wieder zu seiner Straße.

14. Wenn der Tag anbricht, stehet auf der Mörder und erwürget den Armen und Dürftigen; und des Nachts ist er wie ein Dieb.

15. Das Auge des Ehebrechers hat acht auf das Dunkel und spricht: Mich siehet kein Auge; und verdecket sein Antlitz.

16. Im Finstern bricht er zu den Häusern ein. Des Tages verbergen sie sich miteinander und scheuen das Licht.

17. Denn wo ihnen der Morgen kommt, ist's ihnen wie eine Finsternis; denn er fühlet das Schrecken der Finsternis.

18. Er fähret leichtfertig wie auf einem Wasser dahin; seine Habe wird geringe im Lande, und bauet seinen Weinberg nicht.

19. Die Hölle nimmt weg, die da sündigen, wie die Hitze und Dürre das Schneewasser verzehret.

20. Es werden sein vergessen die Barmherzigen; seine Lust wird wurmig werden; sein wird nicht mehr gedacht; er wird zerbrochen werden wie ein fauler Baum.

21. Er hat beleidiget die Einsame, die nicht gebiert, und hat der Witwe kein Gutes getan

22. und die Mächtigen unter sich gezogen mit seiner Kraft. Wenn er stehet, wird er seines Lebens nicht gewiß sein.

23. Er macht ihm wohl selbst eine Sicherheit, darauf er sich verlasse; doch sehen seine Augen auf ihr Tun.

24. Sie sind eine kleine Zeit erhaben und werden zunichte und unterdrückt und ganz und gar ausgetilget werden, und wie die erste Blüte an den Ähren werden sie abgeschlagen werden.

25. Ist's nicht also? Wohlan, wer will mich Lügen strafen und bewähren, daß meine Rede nichts sei?

Das 25. Kapitel

1. Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

2. Ist nicht die Herrschaft und Furcht bei ihm, der den Frieden macht unter seinen Höchsten?

3. Wer will seine Kriegsleute zählen? Und über welchen gehet nicht auf sein Licht?

4. Und wie mag ein Mensch gerecht vor Gott sein? Und wie mag rein sein eines Weibes Kind?

5. Siehe, der Mond scheinet noch nicht, und die Sterne sind noch nicht rein vor seinen Augen;

6. wieviel weniger ein Mensch, die Made, und ein Menschenkind, der Wurm?

Das 26. Kapitel

1. Hiob antwortete und sprach:

2. Wem stehest du bei? Dem, der keine Kraft hat? Hilfst du dem, der keine Stärke in Armen hat?

3. Wem gibst du Rat? Dem, der keine Weisheit hat? und zeigest einem Mächtigen, wie er's ausführen soll?

4. Für wen redest du, und für wen gehet der Odem von dir?

5. Die Riesen ängsten sich unter den Wassern und die bei ihnen wohnen.

6. Die Hölle ist aufgedeckt vor ihm, und das Verderben hat keine Decke.

7. Er breitet aus die Mitternacht nirgend an und hänget die Erde an nichts.

8. Er fasset das Wasser zusammen in seine Wolken, und die Wolken zerreißen drunter nicht.

9. Er hält seinen Stuhl und breitet seine Wolken davor.

10. Er hat um das Wasser ein Ziel gesetzt, bis das Licht samt der Finsternis vergehe.

11. Die Säulen des Himmels zittern und entsetzen sich vor seinem Schelten.

12. Vor seiner Kraft wird das Meer plötzlich ungestüm, und vor seinem Verstand erhebet sich die Höhe des Meers.

13. Am Himmel wird's schön durch seinen Wind, und seine Hand bereitet die gerade Schlange.

14. Siehe, also gehet sein Tun, aber davon haben wir ein gering Wörtlein vernommen. Wer will aber den Donner seiner Macht verstehen?

Das 27. Kapitel

1. Und Hiob fuhr fort und hub an seine Sprüche und sprach:

2. So wahr Gott lebt, der mir mein Recht nicht gehen lässet, und der Allmächtige, der meine Seele betrübet,

3. solange mein Odem in mir ist, und das Schnauben von Gott in meiner Nase ist:

4. meine Lippen sollen nichts Unrechts reden, und meine Zunge soll keinen Betrug sagen.

5. Das sei ferne von mir, daß ich euch recht gebe; bis daß mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmigkeit.

6. Von meiner Gerechtigkeit, die ich habe, will ich nicht lassen; mein Gewissen beißt mich nicht meines ganzen Lebens halber.

7. Aber mein Feind wird erfunden werden ein Gottloser, und der sich wider mich auflehnet, ein Ungerechter.

8. Denn was ist die Hoffnung des Heuchlers, daß er so geizig ist, und Gott doch seine Seele hinreißet?

9. Meinest du, daß Gott sein Schreien hören wird, wenn die Angst über ihn kommt?

10. Wie kann er an dem Allmächtigen Lust haben und Gott etwa anrufen?

11. Ich will euch lehren von der Hand Gott es; und was bei dem Allmächtigen gilt, will ich nicht verhehlen.

12. Siehe, ihr haltet euch alle für klug. Warum gebt ihr denn solch unnütze Dinge vor?

13. Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe der Tyrannen, das sie von dem Allmächtigen nehmen werden.

14. Wird er viel Kinder haben, so werden sie des Schwerts sein; und seine Nachkömmlinge werden des Brots nicht satt haben.

15. Seine Übrigen werden im Tode begraben werden, und seine Witwen werden nicht weinen.

16. Wenn er Geld zusammenbringet wie Erde und sammelt Kleider wie Leimen,

17. so wird er es wohl bereiten; aber der Gerechte wird es anziehen, und der Unschuldige wird das Geld austeilen.

18. Er bauet sein Haus wie eine Spinne, und wie ein Hüter einen Schauer machet.

19. Der Reiche, wenn er sich legt, wird er's nicht mitraffen; er wird seine Augen auftun, und da wird nichts sein.

20. Es wird ihn Schrecken überfallen wie Wasser; des Nachts wird ihn das Ungewitter wegnehmen.

21. Der Ostwind wird ihn wegführen, daß er dahinfähret, und Ungestüm wird ihn von seinem Ort treiben.

22. Er wird solches über ihn führen und wird sein nicht schonen; es wird ihm alles aus seinen Händen entfliehen.

23. Man wird über ihn mit den Händen klappen und über ihn zischen, da er gewesen ist.

Das 28. Kapitel

1. Es hat das Silber seine Gänge und das Gold seinen Ort, da man es schmelzt.

2. Eisen bringet man aus der Erde, und aus den Steinen schmelzt man Erz.

3. Es wird je des Finstern etwa ein Ende, und jemand findet ja zuletzt den Schiefer tief verborgen.

4. Es bricht ein solcher Bach hervor, daß, die darum wohnen, den Weg daselbst verlieren; und fällt wieder und schießt dahin von den Leuten.

5. Man bringet auch Feuer unten aus der Erde, da doch oben Speise auf wächst.

6. Man findet Saphir an etlichen Orten und Erdenklöße, da Gold ist.

7. Den Steig kein Vogel erkannt hat und kein Geiersauge gesehen.

8. Es haben die stolzen Kinder nicht drauf getreten, und ist kein Löwe drauf gegangen.

9. Auch legt man die Hand an die Felsen und gräbet die Berge um.

10. Man reißet Bäche aus den Felsen; und alles, was köstlich ist, siehet das Auge.

11. Man wehret dem Strom des Wassers und bringet, das verborgen drinnen ist, ans Licht.

12. Wo will man aber Weisheit finden, und wo ist die Stätte des Verstandes?

13. Niemand weiß, wo sie liegt, und wird nicht funden im Lande der Lebendigen.

14. Der Abgrund spricht: Sie ist in mir nicht; und das Meer spricht: Sie ist nicht bei mir.

15. Man kann nicht Gold um sie geben, noch Silber darwägen, sie zu bezahlen.

16. Es gilt ihr nicht gleich ophirisch Gold oder köstlicher Onyx und Saphir.

17. Gold und Demant mag ihr nicht gleichen, noch um sie gülden Kleinod wechseln.

18. Ramoth und Gabis achtet man nicht. Die Weisheit ist höher zu wägen denn Perlen.

19. Topasius aus Mohrenland wird ihr nicht gleich geschätzt, und das reinste Gold gilt ihr nicht gleich.

20. Woher kommt denn die Weisheit, und wo ist die Stätte des Verstandes?

21. Sie ist verhohlen vor den Augen aller Lebendigen, auch verborgen den Vögeln unter dem Himmel.

22. Die Verdammnis und der Tod sprechen: Wir haben mit unsern Ohren ihr Gerücht gehöret.

23. Gott weiß den Weg dazu und kennet ihre Stätte.

24. Denn er siehet die Enden der Erde und schauet alles, was unter dem Himmel ist.

25. Da er dem Winde sein Gewicht machte und setzte dem Wasser sein gewisses Maß,

26. da er dem Regen ein Ziel machte und dem Blitz und Donner den Weg,

27. da sah er sie und erzählete sie, bereitete sie und erfand sie;

28. und sprach zum Menschen: Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und meiden das Böse, das ist Verstand.

Das 29. Kapitel

1. Und Hiob hub abermal an seine Sprüche und sprach:

2. O daß ich wäre wie in den vorigen Monden, in den Tagen, da mich Gott behütete,

3. da seine Leuchte über meinem Haupte schien, und ich bei seinem Licht in der Finsternis ging;

4. wie ich war zur Zeit meiner Jugend, da Gott es Geheimnis über meiner Hütte war;

5. da der Allmächtige noch mit mir war und meine Kinder um mich her;

6. da ich meine Tritte wusch in Butter, und die Felsen mir Ölbäche gossen;

7. da ich ausging zum Tor in der Stadt und ließ meinen Stuhl auf der Gasse bereiten;

8. da mich die Jungen sahen und sich versteckten, und die Alten vor mir aufstunden;

9. da die Obersten aufhöreten zu reden, und legten ihre Hand auf ihren Mund;

10. da die Stimme der Fürsten sich verkroch, und ihre Zunge an ihrem Gaumen klebte.

11. Denn welches Ohr mich hörete, der preisete mich selig, und welches Auge mich sah, der rühmte mich.

12. Denn ich errettete den Armen, der da schrie, und den Waisen, der keinen Helfer hatte.

13. Der Segen des, der verderben sollte, kam über mich; und ich erfreuete das Herz der Witwe.

14. Gerechtigkeit war mein Kleid, das ich anzog wie einen Rock; und mein Recht war mein fürstlicher Hut.

15. Ich war des Blinden Auge und des Lahmen Füße.

16. Ich war ein Vater der Armen; und welche Sache ich nicht wußte, die erforschete ich.

17. Ich zerbrach die Backenzähne des Ungerechten und riß den Raub aus seinen Zähnen.

18. Ich gedachte: Ich will in meinem Nest ersterben und meiner Tage viel machen wie Sand.

19. Meine Saat ging auf am Wasser; und der Tau blieb über meiner Ernte.

20. Meine Herrlichkeit erneuerte sich immer an mir; und mein Bogen besserte sich in meiner Hand.

21. Man hörete mir zu, und schwiegen und warteten auf meinen Rat.

22. Nach meinen Worten redete niemand mehr; und meine Rede troff auf sie.

23. Sie warteten auf mich wie auf den Regen und sperreten ihren Mund auf als nach dem Abendregen.

24. Wenn ich sie anlachte, wurden sie nicht zu kühn darauf, und das Licht meines Angesichts machte mich nicht geringer.

25. Wenn ich zu ihrem Geschäfte wollte kommen, so mußte ich obenan sitzen und wohnete wie ein König unter Kriegsknechten, da ich tröstete, die Leid trugen.

Das 30. Kapitel

1. Nun aber lachen mein, die jünger sind denn ich, welcher Väter ich verachtet hätte, zu stellen unter meine Schafhunde,

2. welcher Vermögen ich für nichts hielt, die nicht zum Alter kommen konnten,

3. die vor Hunger und Kummer einsam flohen in die Einöde, neulich verdorben und elend worden,

4. die da Nesseln ausrauften um die Büsche, und Wacholderwurzel war ihre Speise;

5. und wenn sie die herausrissen, jauchzeten sie drüber wie ein Dieb.

6. An den grausamen Bächen wohneten sie, in den Löchern der Erde und Steinritzen.

7. Zwischen den Büschen riefen sie und unter den Disteln sammelten sie,

8. die Kinder loser und verachteter Leute, die die Geringsten im Lande waren.

9. Nun bin ich ihr Saitenspiel worden und muß ihr Märlein sein.

10. Sie haben einen Greuel an mir und machen sich ferne von mir und schonen nicht, vor meinem Angesicht zu speien.

11. Sie haben mein Seil ausgespannet und mich zunichte gemacht und das Meine abgezäumet.

12. Zur Rechten, da ich grünete, haben sie sich wieder mich gesetzt und haben meinen Fuß ausgestoßen; und haben über mich einen Weg gemacht, mich zu verderben.

13. Sie haben meine Steige zerbrochen; es war ihnen so leicht, mich zu beschädigen, daß sie keiner Hilfe dazu bedurften.

14. Sie sind kommen, wie zur weiten Lücke herein, und sind ohne Ordnung dahergefallen.

15. Schrecken hat sich gegen mich gekehret und hat verfolget wie der Wind meine Herrlichkeit und wie eine laufende Wolke meinen glückseligen Stand.

16. Nun aber gießt sich aus meine Seele über mich, und mich hat ergriffen die elende Zeit.

17. Des Nachts wird mein Gebein durchbohret allenthalben, und die mich jagen, legen sich nicht schlafen.

18. Durch die Menge der Kraft werde ich anders und anders gekleidet; und man gürtet mich damit wie mit dem Loch meines Rocks.

19. Man hat mich in Kot getreten und gleich geachtet dem Staub und Asche.

20. Schreie ich zu dir, so antwortest du mir nicht; trete ich hervor, so achtest du nicht auf mich.

21. Du bist mir verwandelt in einen Grausamen und zeigest deinen Gram an mir mit der Stärke deiner Hand.

22. Du hebest mich auf und lässest mich auf dem Winde fahren und zerschmelzest mich kräftiglich.

23. Denn ich weiß, du wirst mich dem Tode überantworten; da ist das bestimmte Haus aller Lebendigen.

24. Doch wird er nicht die Hand ausstrecken ins Beinhaus, und werden nicht schreien vor seinem Verderben.

25. Ich weinete ja in der harten Zeit, und meine Seele jammerte der Armen.

26. Ich wartete des Guten, und kommt das Böse; ich hoffte aufs Licht, und kommt Finsternis.

27. Meine Eingeweide sieden und hören nicht auf; mich hat überfallen die elende Zeit.

28. Ich gehe schwarz einher, und brennet mich doch keine Sonne nicht; ich stehe auf in der Gemeine und schreie.

29. Ich bin ein Bruder der Schlangen und ein Geselle der Straußen.

30. Meine Haut über mir ist schwarz worden, und meine Gebeine sind verdorret vor Hitze.

31. Meine Harfe ist eine Klage worden und meine Pfeife ein Weinen.

Das 31. Kapitel

1. Ich habe einen Bund gemacht mit meinen Augen, daß ich nicht achtete auf eine Jungfrau.

2. Was gibt mir aber Gott zu Lohn von oben? und was für ein Erbe der Allmächtige von der Höhe?

3. Sollte nicht billiger der Ungerechte solch Unglück haben, und ein Übeltäter so verstoßen werden?

4. Siehet er nicht meine Wege und zählet alle meine Gänge?

5. Hab ich gewandelt in Eitelkeit? oder hat mein Fuß geeilet zum Betrug?

6. So wäge man mich auf rechter Waage, so wird Gott erfahren meine Frömmigkeit.

7. Hat mein Gang gewichen aus dem Wege und mein Herz meinen Augen nachgefolget, und ist etwas in meinen Händen beklebet,

8. so müsse ich säen, und ein anderer fresse es, und mein Geschlecht müsse ausgewurzelt werden.

9. Hat sich mein Herz lassen reizen zum Weibe, und habe an meines Nächsten Tür gelauert,

10. so müsse mein Weib von einem andern geschändet werden, und andere müssen sie beschlafen.

11. Denn das ist ein Laster und eine Missetat für die Richter.

12. Denn das wäre ein Feuer, das bis ins Verderben verzehrete und all mein Einkommen auswurzelte.

13. Hab ich verachtet das Recht meines Knechts oder meiner Magd, wenn sie eine Sache wider mich hatten,

14. was wollte ich tun, wenn Gott sich aufmachte, und was würde ich antworten, wenn er heimsuchte?

15. Hat ihn nicht auch der gemacht, der mich in Mutterleibe machte, und hat ihn im Leibe ebensowohl bereitet?

16. Hab ich den Dürftigen ihre Begierde versagt und die Augen der Witwen lassen verschmachten?

17. Hab ich meinen Bissen allein gegessen, und nicht der Waise auch davon gegessen?

18. Denn ich habe mich von Jugend auf gehalten wie ein Vater; und von meiner Mutter Leibe an hab ich gerne getröstet.

19. Hab ich jemand sehen umkommen, daß er kein Kleid hatte, und den Armen ohne Decke gehen lassen?

20. Haben mich nicht gesegnet seine Seiten, da er von den Fellen meiner Lämmer erwärmet ward?

21. Hab ich meine Hand an den Waisen gelegt, weil ich mich sah im Tor Macht zu helfen haben,

22. so falle meine Schulter von der Achsel, und mein Arm breche von der Röhre.

23. Denn ich fürchte Gott , wie einen Unfall über mich, und könnte seine Last nicht ertragen.

24. Hab ich das Gold zu meiner Zuversicht gestellet und zu dem Goldklumpen gesagt: Mein Trost?

25. Hab ich mich gefreuet, daß ich groß Gut hatte und meine Hand allerlei erworben hatte?

26. Hab ich das Licht angesehen, wenn es helle leuchtete, und den Mond, wenn er voll ging?

27. Hat sich mein Herz heimlich bereden lassen, daß meine Hand meinen Mund küsse?

28. Welches ist auch eine Missetat für die Richter; denn damit hätte ich verleugnet Gott von oben.

29. Hab ich mich gefreuet, wenn's meinem Feinde übel ging, und habe mich erhoben, daß ihn Unglück betreten hatte?

30. Denn ich ließ meinen Mund nicht sündigen, daß er wünschte einen Fluch seiner Seele.

31. Haben nicht die Männer in meiner Hütte müssen sagen: O wollte Gott , daß wir von seinem Fleisch nicht gesättiget würden!

32. Draußen mußte der Gast nicht bleiben, sondern meine Tür tat ich dem Wanderer auf.

33. Hab ich meine Schalkheit wie ein Mensch gedeckt, daß ich heimlich meine Missetat verbärge?

34. Hab ich mir grauen lassen vor der großen Menge, und hat die Verachtung der Freundschaften mich abgeschreckt? Ich blieb stille und ging nicht zur Tür aus.

35. Wer gibt mir einen Verhörer, daß meine Begierde der Allmächtige erhöre, daß jemand ein Buch schriebe von meiner Sache?

36. So wollt ich's auf meine Achseln nehmen und mir wie eine Krone umbinden.

37. Ich wollte die Zahl meiner Gänge ansagen und wie ein Fürst wollte ich sie darbringen.

38. Wird mein Land wider mich schreien und miteinander seine Furchen weinen;

39. hab ich seine Früchte unbezahlt gegessen und das Leben der Ackerleute sauer gemacht,

40. so wachsen mir Disteln für Weizen und Dornen für Gerste. Die Worte Hiobs haben ein Ende.

Das 32. Kapitel

1. Da höreten die drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er sich für gerecht hielt.

2. Aber Elihu, der Sohn Baracheels, von Bus, des Geschlechts Ram, ward zornig über Hiob, daß er seine Seele gerechter hielt denn Gott .

3. Auch ward er zornig über seine drei Freunde, daß sie keine Antwort fanden und doch Hiob verdammeten.

4. Denn Elihu hatte geharret, bis daß sie mit Hiob geredet hatten, weil sie älter waren denn er.

5. Darum, da er sah, daß keine Antwort war im Munde der drei Männer, ward er zornig.

6. Und so antwortete Elihu, der Sohn Baracheels, von Bus, und sprach: Ich bin jung, ihr aber seid alt; darum hab ich mich gescheuet und gefürchtet, meine Kunst an euch zu beweisen.

7. Ich dachte: Laß die Jahre reden, und die Menge des Alters laß Weisheit beweisen.

8. Aber der Geist ist in den Leuten, und der Odem des Allmächtigen macht sie verständig.

9. Die Großen sind nicht die Weisesten, und die Alten verstehen nicht das Recht.

10. Darum will ich auch reden; höre mir zu! Ich will meine Kunst auch sehen lassen.

11. Siehe, ich habe geharret, daß ihr geredet habt; ich habe aufgemerkt auf euren Verstand, bis ihr träfet die rechte Rede,

12. und habe achtgehabt auf euch; aber siehe, da ist keiner unter euch, der Hiob strafe oder seiner Rede antworte.

13. Ihr werdet vielleicht sagen: Wir haben die Weisheit getroffen, daß Gott ihn verstoßen hat, und sonst niemand.

14. Die Rede tut mir nicht genug; ich will ihm nicht so nach eurer Rede antworten.

15. Ach! sie sind verzagt, können nicht mehr antworten, sie können nicht mehr reden.

16. Weil ich denn geharret habe, und sie konnten nicht reden (denn sie stehen still und antworten nicht mehr),

17. will doch ich mein Teil antworten und will meine Kunst beweisen.

18. Denn ich bin der Rede so voll, daß mich der Odem in meinem Bauche ängstet.

19. Siehe, mein Bauch ist wie der Most, der zugestopfet ist, der die neuen Fässer zerreißet.

20. Ich muß reden, daß ich Odem hole; ich muß meine Lippen auftun und antworten.

21. Ich will niemandes Person ansehen und will keinen Menschen rühmen.

22. Denn ich weiß nicht, wo ich's täte, ob mich mein Schöpfer über ein kleines hinnehmen würde.

Das 33. Kapitel

1. Höre doch, Hiob, meine Rede und merke auf alle meine Worte!

2. Siehe, ich tue meinen Mund auf, und meine Zunge redet in meinem Munde.

3. Mein Herz soll recht reden, und meine Lippen sollen den reinen Verstand sagen.

4. Der Geist Gott es hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben.

5. Kannst du, so antworte mir; schicke dich gegen mich und stelle dich!

6. Siehe ich bin Gott es ebensowohl als du, und aus Leimen bin ich auch gemacht.

7. Doch du darfst vor mir nicht erschrecken, und meine Hand soll dir nicht zu schwer sein.

8. Du hast geredet vor meinen Ohren, die Stimme deiner Rede mußte ich hören:

9. Ich bin rein, ohne Missetat, unschuldig und habe keine Sünde.

10. Siehe, er hat eine Sache wider mich funden, darum achtet er mich für seinen Feind.

11. Er hat meinen Fuß in Stock gelegt und hat alle meine Wege verwahret.

12. Siehe, eben daraus schließe ich wider dich, daß du nicht recht bist; denn Gott ist mehr weder ein Mensch.

13. Warum willst du mit ihm zanken, daß er dir nicht Rechenschaft gibt alles seines Tuns?

14. Denn wenn Gott einmal etwas beschließt, so bedenket er's nicht erst her nach.

15. Im Traum des Gesichts in der Nacht, wenn der Schlaf auf die Leute fällt, wenn sie schlafen auf dem Bette,

16. da öffnet er das Ohr der Leute und schreckt sie und züchtiget sie,

17. daß er den Menschen von seinem Vorhaben wende und beschirme ihn vor Hoffart.

18. Und verschonet seiner Seele vor dem Verderben und seines Lebens, daß es nicht ins Schwert falle.

19. Er straft ihn mit Schmerzen auf seinem Bette und alle seine Gebeine heftig;

20. und richtet ihm sein Leben so zu, daß ihm vor der Speise ekelt, und seine Seele, daß sie nicht Lust zu essen hat.

21. Sein Fleisch verschwindet, daß er nicht wohl sehen mag, und seine Beine werden zerschlagen, daß man sie nicht gerne ansiehet,

22. daß seine Seele nahet zum Verderben und sein Leben zu den Toten.

23. So dann ein Engel, einer aus tausend, mit ihm redet, zu verkündigen dem Menschen, wie er solle recht tun,

24. so wird er ihm gnädig sein und sagen: Er soll erlöset werden, daß er nicht hinunterfahre ins Verderben; denn ich habe eine Versöhnung funden.

25. Sein Fleisch grüne wieder wie in der Jugend, und laß ihn wieder jung werden.

26. Er wird Gott bitten; der wird ihm Gnade erzeigen und wird sein Antlitz sehen lassen mit Freuden und wird dem Menschen nach seiner Gerechtigkeit vergelten.

27. Er wird vor den Leuten bekennen und sagen: Ich wollte gesündiget und das Recht verkehret haben, aber es hätte mir nichts genützet.

28. Er hat meine Seele erlöset, daß sie nicht führe ins Verderben, sondern mein Leben das Licht sähe.

29. Siehe, das alles tut Gott zwei oder dreimal mit einem jeglichen,

30. daß er seine Seele herumhole aus dem Verderben und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen.

31. Merke auf, Hiob, und höre mir zu, und schweige, daß ich rede!

32. Hast du aber was zu sagen, so antworte mir; sage her, bist du recht, ich will's gerne hören.

33. Hast du aber nichts, so höre mir zu und schweige, ich will dich die Weisheit lehren.

Das 34. Kapitel

1. Und Elihu antwortete und sprach:

2. Höret, ihr Weisen, meine Rede, und ihr Verständigen, merket auf mich!

3. Denn das Ohr prüfet die Rede, und der Mund schmecket die Speise.

4. Laßt uns ein Urteil erwählen, daß wir erkennen unter uns, was gut sei.

5. Denn Hiob hat gesagt: Ich bin gerecht, und Gott weigert mir mein Recht.

6. Ich muß lügen, ob ich wohl recht habe, und bin gequälet von meinen Pfeilen, ob ich wohl nichts verschuldet habe.

7. Wer ist ein solcher wie Hiob, der da Spötterei trinket wie Wasser

8. und auf dem Wege gehet mit den Übeltätern und wandelt mit den gottlosen Leuten?

9. Denn er hat gesagt: Wenn jemand schon fromm ist, so gilt er doch nichts bei Gott .

10. Darum höret mir zu, ihr weisen Leute: Es sei ferne, daß Gott sollte gottlos sein und der Allmächtige ungerecht,

11. sondern er vergilt dem Menschen, danach er verdienet hat, und trifft einen jeglichen nach seinem Tun.

12. Ohne Zweifel, Gott verdammet niemand mit Unrecht, und der Allmächtige beuget das Recht nicht.

13. Wer hat, das auf Erden ist, verordnet, und wer hat den ganzen Erdboden gesetzt?

14. So er sich's würde unterwinden, so würde er aller Geist und Odem zu sich sammeln.

15. Alles Fleisch würde miteinander vergehen, und der Mensch würde wieder zu Asche werden.

16. Hast du nun Verstand, so höre das und merke auf die Stimme meiner Rede.

17. Sollte einer darum das Recht zwingen, daß er's hasset? Und daß du stolz bist, solltest du darum den Gerechten verdammen?

18. Sollt einer zum Könige sagen: Du loser Mann! und zu den Fürsten: Ihr Gottlosen!?

19. Der doch nicht ansiehet die Person der Fürsten und kennet den Herrlichen nicht mehr denn den Armen; denn sie sind alle seiner Hände Werk.

20. Plötzlich müssen die Leute sterben und zu Mitternacht erschrecken und vergehen; die Mächtigen werden kraftlos weggenommen.

21. Denn seine Augen sehen auf eines jeglichen Wege, und er schaut alle ihre Gänge.

22. Es ist kein Finsternis noch Dunkel, daß sich da möchten verbergen die Übeltäter.

23. Denn es wird niemand gestattet, daß er mit Gott rechte.

24. Er bringet der Stolzen viel um, die nicht zu zählen sind, und stellet andere an ihre Statt,

25. darum daß er kennet ihre Werke und kehret sie um des Nachts, daß sie zerschlagen werden.

26. Er wirft die Gottlosen über einen Haufen, da man's gerne siehet,

27. darum daß sie von ihm weggewichen sind und verstunden seiner Wege keinen,

28. daß das Schreien der Armen mußte vor ihn kommen, und er das Schreien der Elenden hörete.

29. Wenn er Frieden gibt, wer will verdammen? und wenn er das Antlitz verbirget, wer will ihn schauen unter den Völkern und Leuten?

30. Und läßt über sie regieren einen Heuchler, das Volk zu drängen.

31. Ich muß für Gott reden und kann's nicht lassen.

32. Hab ich's nicht getroffen, so lehre du mich's besser; hab ich unrecht gehandelt, ich will's nicht mehr tun.

33. Man wartet der Antwort von dir, denn du verwirfst alles; und du hast's angefangen und nicht ich. Weißest du nun was, so sage an!

34. Weise Leute lasse ich mir sagen, und ein weiser Mann gehorchet mir.

35. Aber Hiob redete mit Unverstand, und seine Worte sind nicht klug.

36. Mein Vater! laß Hiob versucht werden bis ans Ende, darum daß er sich zu unrechten Leuten kehret.

37. Er hat über seine Sünde dazu noch gelästert; darum laß Ihn zwischen uns geschlagen werden und danach viel wider Gott plaudern.

Das 35. Kapitel

1. Und Elihu antwortete und sprach:

2. Achtest du das für recht, daß du sprichst: Ich bin gerechter denn Gott ?

3. Denn du sprichst: Wer gilt bei dir etwas? Was hilft's, ob ich mich ohne Sünde mache?

4. Ich will dir antworten ein Wort und deinen Freunden mit dir.

5. Schaue gen Himmel und siehe, und schaue an die Wolken, daß sie dir zu hoch sind.

6. Sündigest du, was kannst du mit ihm machen? Und ob deiner Missetat viel ist, was kannst du ihm tun?

7. Und ob du gerecht seiest, was kannst du ihm geben, oder was wird er von deinen Händen nehmen?

8. Einem Menschen, wie du bist, mag wohl etwas tun deine Bosheit und einem Menschenkinde deine Gerechtigkeit.

9. Dieselbigen mögen schreien, wenn ihnen viel Gewalt geschieht, und rufen über den Arm der Großen,

10. die nicht danach fragen, wo ist Gott , mein Schöpfer, der das Gesänge macht in der Nacht,

11. der uns gelehrter macht denn das Vieh auf Erden und weiser denn die Vögel unter dem Himmel?

12. Aber sie werden da auch schreien über den Hochmut der Bösen, und er wird sie nicht erhören.

13. Denn Gott wird das Eitle nicht erhören, und der Allmächtige wird es nicht ansehen.

14. Dazu sprichst du, du werdest ihn nicht sehen. Aber es ist ein Gericht vor ihm; harre sein nur,

15. ob sein Zorn bald nicht heimsucht, und sich nicht annimmt, daß so viel Laster da sind.

16. Darum hat Hiob seinen Mund umsonst aufgesperrt und gibt stolze Teiding vor mit Unverstand.

Das 36. Kapitel

1. Elihu redete weiter und sprach:

2. Harre mir noch ein wenig, ich will dir's zeigen; denn ich habe noch von Gott es wegen was zu sagen.

3. Ich will meinen Verstand weit holen und meinen Schöpfer beweisen, daß er recht sei.

4. Meine Reden sollen ohne Zweifel nicht falsch sein, mein Verstand soll ohne Wandel vor dir sein.

5. Siehe, Gott verwirft die Mächtigen nicht; denn er ist auch mächtig von Kraft des Herzens.

6. Den Gottlosen erhält er nicht, sondern hilft dem Elenden zum Rechten.

7. Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten und die Könige läßt er sitzen auf dem Thron immerdar, daß sie hoch bleiben.

8. Und wo Gefangene liegen in Stöcken und gebunden mit Stricken elendiglich,

9. so verkündiget er ihnen, was sie getan haben, und ihre Untugend, daß sie mit Gewalt gefahren haben.

10. Und öffnet ihnen das Ohr zur Zucht und sagt ihnen, daß sie sich von dem Unrechten bekehren sollen.

11. Gehorchen sie und dienen ihm, so werden sie bei guten Tagen alt werden und mit Lust leben.

12. Gehorchen sie nicht, so werden sie ins Schwert fallen und vergehen, ehe sie es gewahr werden.

13. Die Heuchler, wenn sie der Zorn trifft, schreien sie nicht, wenn sie gefangen liegen;

14. so wird ihre Seele mit Qual sterben und ihr Leben unter den Hurern.

15. Aber den Elenden wird er aus seinem Elend erretten und dem Armen das Ohr öffnen in Trübsal.

16. Er wird dich reißen aus dem weiten Rachen der Angst, die keinen Boden hat; und dein Tisch wird Ruhe haben, voll alles Guten.

17. Du aber machst die Sache der Gottlosen gut, daß ihre Sache und Recht erhalten wird.

18. Siehe zu, daß dich nicht vielleicht Zorn beweget habe, jemand zu plagen, oder groß Geschenk dich nicht gebeuget habe.

19. Meinest du, daß er deine Gewalt achte, oder Gold, oder irgend eine Stärke oder Vermögen?

20. Du darfst der Nacht nicht begehren, die Leute an ihrem Ort zu überfallen.

21. Hüte dich und kehre dich nicht zum Unrecht, wie du denn vor Elend angefangen hast.

22. Siehe, Gott ist zu hoch in seiner Kraft; wo ist ein Lehrer, wie er ist?

23. Wer will über ihn heimsuchen seinen Weg, und wer will zu ihm sagen: Du tust unrecht?

24. Gedenke, daß du sein Werk nicht wissest, wie die Leute singen.

25. Denn alle Menschen sehen das, die Leute schauen's von ferne.

26. Siehe, Gott ist groß und unbekannt; seiner Jahre Zahl kann niemand forschen.

27. Er macht das Wasser zu kleinen Tropfen und treibt seine Wolken zusammen zum Regen,

28. daß die Wolken fließen und triefen sehr auf die Menschen.

29. Wenn er vornimmt, die Wolken auszubreiten, wie sein hoch Gezelt,

30. siehe, so breitet er aus seinen Blitz über dieselben und bedecket alle Enden des Meers.

31. Denn damit schreckt er die Leute und gibt doch Speise die Fülle.

32. Er decket den Blitz wie mit Händen und heißt es doch wiederkommen.

33. Davon zeuget sein Geselle, nämlich des Donners Zorn in Wolken.

Das 37. Kapitel

1. Des entsetzt sich mein Herz und bebet.

2. Lieber, höret doch, wie sein Donner zürnet, und was für Gespräch von seinem Munde ausgehet!

3. Er siehet unter allen Himmeln, und sein Blitz scheinet auf die Enden der Erde.

4. Dem nach brüllet der Donner, und er donnert mit seinem großen Schall, und wenn sein Donner gehöret wird, kann man's nicht aufhalten.

5. Gott donnert mit seinem Donner greulich und tut große Dinge, und wird doch nicht erkannt.

6. Er spricht zum Schnee, so ist er bald auf Erden, und zum Platzregen, so ist der Platzregen da mit Macht.

7. Alle Menschen hat er in der Hand als verschlossen, daß die Leute lernen, was er tun kann.

8. Das wilde Tier gehet in die Höhle und bleibt an seinem Ort.

9. Von Mittag her kommt Wetter und von Mitternacht Kälte.

10. Vom Odem Gott es kommt Frost, und große Wasser, wenn er auftauen läßt.

11. Die dicken Wolken scheiden sich, daß es helle werde, und durch den Nebel bricht sein Licht.

12. Er kehret die Wolken, wo er hin will, daß sie schaffen alles, was er ihnen gebeut, auf dem Erdboden,

13. es sei über ein Geschlecht oder über ein Land, so man ihn barmherzig findet.

14. Da merke auf, Hiob; stehe, und vernimm die Wunder Gott es!

15. Weißt du, wenn Gott solches über sie bringt und wenn er das Licht seiner Wolken läßt hervorbrechen?

16. Weißt du, wie sich die Wolken ausstreuen? Welche Wunder die Vollkommenen wissen.

17. Daß deine Kleider warm sind, wenn das Land stille ist vom Mittagswind?

18. Ja, du wirst mit ihm die Wolken ausbreiten, die fest stehen wie ein gegossener Spiegel.

19. Zeige uns, was wir ihm sagen sollen; denn wir werden nicht dahin reichen vor Finsternis.

20. Wer wird ihm erzählen, daß ich rede? So jemand redet, der wird verschlungen.

21. Jetzt siehet man das Licht nicht, das in den Wolken helle leuchtet; wenn aber der Wind wehet, so wird's klar.

22. Von Mitternacht kommt Gold zu Lob vor dem schrecklichen Gott .

23. Den Allmächtigen aber mögen sie nicht begreifen, der so groß ist von Kraft; denn er wird von seinem Recht und guter Sache nicht Rechenschaft geben.

24. Darum müssen ihn fürchten die Leute; und er fürchtet sich vor keinem, wie weise sie sind.

Das 38. Kapitel

1. Und der Herr antwortete Hiob aus einem Wetter und sprach:

2. Wer ist der, der so fehlet in der Weisheit und redet so mit Unverstand?

3. Gürte deine Lenden wie ein Mann; ich will dich fragen, lehre mich!

4. Wo warest du, da ich die Erde gründete? Sage mir's, bist du so klug?

5. Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat, oder wer über sie eine Richtschnur gezogen hat?

6. Oder worauf stehen ihre Füße versenket? Oder wer hat ihr einen Eckstein gelegt,

7. da mich die Morgensterne miteinander lobeten, und jauchzeten alle Kinder Gott es?

8. Wer hat das Meer mit seinen Türen verschlossen, da es herausbrach wie aus Mutterleibe,

9. da ich's mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte, wie in Windeln,

10. da ich ihm den Lauf brach mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Tür

11. und sprach: Bis hieher sollst du kommen und nicht weiter; hie sollen sich legen deine stolzen Wellen!?

12. Hast du bei deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gezeiget,

13. daß die Ecken der Erde gefasset und die Gottlosen herausgeschüttelt würden?

14. Das Siegel wird sich wandeln wie Leimen, und sie stehen wie ein Kleid.

15. Und den Gottlosen wird ihr Licht genommen werden; und der Arm der Hoffärtigen wird zerbrochen werden.

16. Bist du in den Grund des Meers kommen und hast in den Fußtapfen der Tiefen gewandelt?

17. Haben sich dir des Todes Tore je aufgetan? Oder hast du gesehen die Tore der Finsternis?

18. Hast du vernommen, wie breit die Erde sei? Sage an, weißt du solches alles?

19. Welches ist der Weg, da das Licht wohnet, und welches sei der Finsternis Stätte,

20. daß du mögest abnehmen seine Grenze und merken den Pfad zu seinem Hause?

21. Wußtest du, daß du zu der Zeit solltest geboren werden und wieviel deiner Tage sein würden?

22. Bist du gewesen, da der Schnee herkommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel herkommt,

23. die ich habe verhalten bis auf die Zeit der Trübsal und auf den Tag des Streits und Kriegs?

24. Durch welchen Weg teilet sich das Licht, und auffähret der Ostwind auf Erden?

25. Wer hat dem Platzregen seinen Lauf ausgeteilet und den Weg dem Blitze und Donner,

26. daß es regnet aufs Land, da niemand ist, in der Wüste, da kein Mensch ist,

27. daß er füllet die Einöden und Wildnis und macht, daß Gras wächset?

28. Wer ist des Regens Vater? Wer hat die Tropfen des Taues gezeuget?

29. Aus wes Leibe ist das Eis gegangen? Und wer hat den Reif unter dem Himmel gezeuget,

30. daß das Wasser verborgen wird wie unter Steinen und die Tiefe oben gestehet?

31. Kannst du die Bande der sieben Sterne zusammenbinden, oder das Band des Orion auflösen?

32. Kannst du den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit, oder den Wagen am Himmel über seine Kinder führen?

33. Weißt du, wie der Himmel zu regieren ist? Oder kannst du ihn meistern auf Erden?

34. Kannst du deinen Donner in der Wolke hoch herführen? Oder wird dich die Menge des Wassers verdecken?

35. Kannst du die Blitze auslassen, daß sie hinfahren und sprechen: Hie sind wir?

36. Wer gibt die Weisheit ins Verborgene? Wer gibt verständige Gedanken?

37. Wer ist so weise, der die Wolken erzählen könnte? Wer kann die Wasserschläuche am Himmel verstopfen,

38. wenn der Staub begossen wird, daß er zuhaufe läuft und die Klöße aneinander kleben?

39. Kannst du der Löwin ihren Raub zu jagen geben und die jungen Löwen sättigen,

40. daß sie sich legen in ihre Stätte und ruhen in der Höhle, da sie lauern?

41. Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und fliegen irre, wenn sie nicht zu essen haben?

Das 39. Kapitel

1. Weißt du die Zeit, wann die Gemsen auf den Felsen gebären? Oder hast du gemerkt, wann die Hirsche schwanger gehen?

2. Hast du erzählet ihre Monden, wann sie voll werden? Oder weißt du die Zeit, wann sie gebären?

3. Sie beugen sich, wenn sie gebären, und reißen sich und lassen aus ihre Jungen.

4. Ihre Jungen werden feist und mehren sich im Getreide; und gehen aus und kommen nicht wieder zu ihnen.

5. Wer hat das Wild so frei lassen gehen? Wer hat die Bande des Wildes aufgelöset,

6. dem ich das Feld zum Hause gegeben habe und die Wüste zur Wohnung?

7. Es verlacht das Getümmel der Stadt; das Pochen des Treibers höret es nicht.

8. Es schauet nach den Bergen, da seine Weide ist, und suchet, wo es grün ist.

9. Meinest du, das Einhorn werde dir dienen und werde bleiben an deiner Krippe?

10. Kannst du ihm dein Joch anknüpfen, die Furchen zu machen, daß es hinter dir brache in Gründen?

11. Magst du dich auf es verlassen, daß es so stark ist, und wirst es dir lassen arbeiten?

12. Magst du ihm trauen, daß es deinen Samen dir wiederbringe und in deine Scheune sammle?

13. Die Federn des Pfauen sind schöner denn die Flügel und Federn des Storchs,

14. der seine Eier auf der Erde lässet und läßt sie die heiße Erde ausbrüten.

15. Er vergisset, daß sie möchten zertreten werden und ein wild Tier sie zerbreche.

16. Er wird so hart gegen seine Jungen, als wären sie nicht sein, achtet es nicht, daß er umsonst arbeitet.

17. Denn Gott hat ihm die Weisheit genommen und hat ihm keinen Verstand mitgeteilet.

18. Zu der Zeit, wenn er hoch fähret, erhöhet er sich und verlachet beide Roß und Mann.

19. Kannst du dem Roß Kräfte geben, oder seinen Hals zieren mit seinem Geschrei?

20. Kannst du es schrecken wie die Heuschrecken? Das ist Preis seiner Nase, was schrecklich ist.

21. Es stampfet auf den Boden und ist freudig mit Kraft und zeucht aus den Geharnischten entgegen.

22. Es spottet der Furcht und erschrickt nicht und fleucht vor dem Schwert nicht,

23. wenngleich wider es klinget der Köcher und glänzet beide Spieß und Lanze.

24. Es zittert und tobet und scharret in die Erde und achtet nicht der Trommeten Hall.

25. Wenn die Trommete fast klinget, spricht es: Hui! und riecht den Streit von ferne, das Schreien der Fürsten und Jauchzen.

26. Fleuget der Habicht durch deinen Verstand und breitet seine Flügel gegen Mittag?

27. Fleuget der Adler auf deinen Befehl so hoch, daß er sein Nest in der Höhe macht?

28. In Felsen wohnet er und bleibt auf den Klippen an Felsen und in festen Orten.

29. Von dannen schauet er nach der Speise, und seine Augen sehen ferne.

30. Seine Jungen saufen Blut; und wo ein Aas ist, da ist er.

Das 40. Kapitel

1. Und der Herr antwortete Hiob und sprach:

2. Wer mit dem Allmächtigen hadern will, soll's ihm der nicht beibringen? Und wer Gott tadelt, soll's der nicht verantworten?

3. Hiob aber antwortete dem Herrn und sprach:

4. Siehe, ich bin zu leichtfertig gewesen, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.

5. Ich habe einmal geredet, darum will ich nicht mehr antworten; hernach will ich's nicht mehr tun.

6. Und der Herr antwortete Hiob aus einem Wetter und sprach:

7. Gürte wie ein Mann deine Lenden; ich will dich fragen, lehre mich!

8. Solltest du mein Urteil zunichte machen und mich verdammen, daß du gerecht seiest?

9. Hast du einen Arm wie Gott und kannst mit gleicher Stimme donnern, als er tut?

10. Schmücke dich mit Pracht und erhebe dich; zeuch dich löblich und herrlich an!

11. Streue aus den Zorn deines Grimms; schaue an die Hochmütigen, wo sie sind, und demütige sie.

12. Ja, schaue die Hochmütigen, wo sie sind, und beuge sie und mache die Gottlosen dünne, wo sie sind.

13. Verscharre sie miteinander in der Erde und versenke ihre Pracht ins Verborgene,

14. so will ich dir auch bekennen, daß dir deine rechte Hand helfen kann.

15. Siehe, der Behemoth, den ich neben dir gemacht habe, frißt Heu wie ein Ochse.

16. Siehe, seine Kraft ist in seinen Lenden und sein Vermögen im Nabel seines Bauchs.

17. Sein Schwanz strecket sich wie eine Zeder, die Adern seiner Scham starren wie ein Ast.

18. Seine Knochen sind wie fest Erz, seine Gebeine sind wie eiserne Stäbe.

19. Er ist der Anfang der Wege Gott es; der ihn gemacht hat, der greift ihn an mit seinem Schwert.

20. Die Berge tragen ihm Kräuter, und alle wilden Tiere spielen daselbst.

21. Er liegt gern im Schatten, im Rohr und im Schlamm verborgen.

22. Das Gebüsch bedeckt ihn mit seinem Schatten, und die Bachweiden bedecken ihn.

23. Siehe, er schluckt in sich den Strom und achtet es nicht groß; läßt sich dünken, er wolle den Jordan mit seinem Munde ausschöpfen.

24. Noch fähet man ihn mit seinen eigenen Augen, und durch Fallstricke durchbohret man ihm seine Nase.

Das 41. Kapitel

1. Kannst du den Leviathan ziehen mit dem Hamen und seine Zunge mit einem Strick fassen?

2. Kannst du ihm eine Angel in die Nase legen und mit einem Stachel ihm die Backen durchbohren?

3. Meinest du, er werde dir viel Flehens machen oder dir heucheln?

4. Meinest du, daß er einen Bund mit dir machen werde, daß du ihn immer zum Knecht habest?

5. Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel, oder ihn deinen Dirnen binden?

6. Meinest du, die Gesellschaften werden ihn zerschneiden, daß er unter die Kaufleute zerteilet wird?

7. Kannst du das Netz füllen mit seiner Haut und die Fischreusen mit seinem Kopf?

8. Wenn du deine Hand an ihn legst, so gedenke, daß ein Streit sei, den du nicht ausführen wirst.

9. Siehe, seine Hoffnung wird ihm fehlen; und wenn er sein ansichtig wird, schwinget er sich dahin.

10. Niemand ist so kühn, der ihn reizen darf; wer ist denn, der vor mir stehen könne?

11. Wer hat mir was zuvor getan, daß ich's ihm vergelte? Es ist mein, was unter allen Himmeln ist.

12. Dazu muß ich nun sagen, wie groß, wie mächtig und wohl geschaffen er ist.

13. Wer kann ihm sein Kleid aufdecken? Und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen?

14. Wer kann die Kinnbacken seines Antlitzes auftun? Schrecklich stehen seine Zähne umher.

15. Seine stolzen Schuppen sind wie feste Schilde, fest und enge ineinander.

16. Eine rührt an die andere, daß nicht ein Lüftlein dazwischengehet.

17. Es hängt eine an der andern, und halten sich zusammen, daß sie sich nicht voneinander trennen.

18. Sein Niesen glänzet wie ein Licht; seine Augen sind wie die Augenlider der Morgenröte.

19. Aus seinem Munde fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus.

20. Aus seiner Nase gehet Rauch wie von heißen Töpfen und Kessel.

21. Sein Odem ist wie lichte Lohe, und aus seinem Munde gehen Flammen.

22. Er hat einen starken Hals; und ist seine Lust, wo er etwas verderbet.

23. Die Gliedmaßen seines Fleisches hangen aneinander und halten hart an ihm, daß er nicht zerfallen kann.

24. Sein Herz ist so hart wie ein Stein und so fest wie ein Stück vom untersten Mühlstein.

25. Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Starken; und wenn er daherbricht, so ist keine Gnade da.

26. Wenn man zu ihm will mit dem Schwert, so regt er sich nicht; oder mit Spieß, Geschoß und Panzer.

27. Er achtet Eisen wie Stroh und Erz wie faul Holz.

28. Kein Pfeil wird ihn verjagen; die Schleudersteine sind wie Stoppeln.

29. Den Hammer achtet er wie Stoppeln; er spottet der bebenden Lanze.

30. Unter ihm liegen scharfe Steine und fährt über die scharfen Felsen wie über Kot.

31. Er macht, daß das tiefe Meer siedet wie ein Topf, und rührt es ineinander, wie man eine Salbe menget.

32. Nach ihm leuchtet der Weg, er macht die Tiefe ganz grau.

33. Auf Erden ist ihm niemand zu gleichen; er ist gemacht ohne Furcht zu sein.

34. Er verachtet alles, was hoch ist; er ist ein König über alle Stolzen.

Das 42. Kapitel

1. Und Hiob antwortete dem Herrn und sprach:

2. ich erkenne, daß du alles vermagst, und kein Gedanke ist dir verborgen.

3. Es ist ein unbesonnener Mann, der seinen Rat meinet zu verbergen. Darum bekenne ich, daß ich habe unweislich geredet, das mir zu hoch ist und nicht verstehe.

4. So erhöre nun, laß mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!

5. Ich habe dich mit den Ohren gehöret, und mein Auge siehet dich auch nun.

6. Darum schuldige ich mich und tue Buße in Staub und Asche.

7. Da nun der Herr diese Worte mit Hiob geredet hatte; sprach er zu Eliphas von Theman: Mein Zorn ist ergrimmet über dich und über deine zween Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.

8. So nehmet nun sieben Farren und sieben Widder und gehet hin zu meinem Knechte Hiob und opfert Brandopfer für euch und laßt meinen Knecht Hiob für euch bitten. Denn ihn will ich ansehen, daß ich euch nicht sehen lasse, wie ihr Torheit begangen habt; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.

9. Da gingen hin Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naema und taten, wie der Herr ihnen gesagt hatte. Und der Herr sah an Hiob.

10. Und der Herr wendete das Gefängnis Hiobs, da er bat für seine Freunde. Und der Herr gab Hiob zwiefältig so viel, als er gehabt hatte.

11. Und es kamen zu ihm alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle, die ihn vorhin kannten, und aßen mit ihm in seinem Hause und kehreten sich zu ihm und trösteten ihn über allem Übel, das der Herr über ihn hatte kommen lassen. Und ein jeglicher gab ihm einen schönen Groschen und ein gülden Stirnband.

12. Und der Herr segnete hernach Hiob mehr denn vorhin, daß er kriegte vierzehntausend Schafe und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Esel.

13. Und kriegte sieben Söhne und drei Töchter.

14. Und hieß die erste Jemima, die andere Kezia und die dritte Keren-Hapuch.

15. Und wurden nicht so schöne Weiber funden in allen Landen als die Töchter Hiobs. Und ihr Vater gab ihnen Erbteil unter ihren Brüdern.

16. Und Hiob lebte nach diesem hundertundvierzig Jahre, daß er sah Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Glied.

17. Und Hiob starb alt und lebenssatt.